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"Pommersche Volkstrachten"

Hildegard Haenel, Ingrid Saenger und Irene Hackbarth halten 1995 in ihrem Vorwort fest, dass die bisherigen Versuche, alte pommersche Trachten nachzuarbeiten, mühsam waren, weil nur Einzelstücke gerettet werden konnten und Wissensträger und Trachtenbesitzer zu weit auseinander wohnten, um das Wissen zu bündeln. Als guten Anfang werten sie die in den 1950er Jahren herausgegebenen Trachtenblätter von Max Radau. Allerdings hätten diesen die Einbettung in das kulturelle Umfeld und auch Hinweise auf Details gefehlt. Auch die Mappe "Ostdeutsche Trachten" von Helga Palmer und Ingeborg Bansleben wird ihren Ansprüchen nicht gerecht, da deren Kreationen zu sehr dem Zeitgeist nachempfunden worden wären, der das Dirndl schlechthin als Tracht empfand. Ihrer Meinung bestehe daher ein Bedarf nach einem "Kultur- und Arbeitsbuch" zu den Trachten aus Pommern, das vor allem auch von den pommerschen Migranten in den USA gewünscht würde.

Wie Helga Palmer und Ingeborg Bansleben betonen auch sie, dass sie ihre Vorschläge zum Nachschneidern der Trachten an heutige Verhältnisse angepasst hätten. Sie sollten nachzunähen und tragbar sein. Das spräche z.B. gegen das Tragen von acht Röcken übereinander, "wie es die Frauen im Pyritzer Weizacker als Zeichen ihres Wohlstandes noch im 19. Jahrhundert taten." (23) Ausdrücklich erklären sie, bei ihrer Arbeit handele es sich nicht um "Originaltrachten", sondern um nachgearbeitete Trachten, die den vorhandenen Originalbeschreibungen in der Literatur so weit wie möglich nahe kämen. (24)

In einem kurzen geschichtlichen Abriss über die Geschichte von Trachten im Allgemeinen, bei der sie sich auf die Forschungen von Friedrich Hottenroth stützen, erklären sie, die ältesten Volkstrachten stammten aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die meisten seien im Laufe des 17. Jahrhunderts entstanden. Als gegen Ende des Mittelalters Deutschland sich in eine Vielzahl an Territorien aufsplitterte, begannen sich die eigentlichen Volkstrachten zu entwickeln. Diese bildeten sich aus den Resten vorhandener Modetrachten heraus und wurden im Laufe der Jahre mehrfach verändert. (25) Die Autorinnen scheinen damit Trachten als "herabgesunkenes Kulturgut" zu bewerten, eine Ansicht, die in der heutigen Volkskunde weitgehend überholt scheint. (26) Und auch wenn sie betonen, dass von einem starren Festhalten an Einzelheiten bei Volkstrachten nicht die Rede sein konnte, so relativieren sie diese Aussage, indem sie darauf hinweisen, nur Schnitt, Stoff, Farbe und Stickmotive seien wahrscheinlich seit Jahrhunderten dieselben geblieben. Es stellt sich die Frage, welche Elemente dann verändert worden sind.

Ihre Vorschläge zum Nachschneidern der Trachten stützen sich auf Reiseberichte, Dorfakten, Urkunden, Kleiderverordnungen und bildliche Berichte, wobei sie die Quellen im Einzelnen nicht konsequent benennen. Bei ihren Recherchen stellten sie fest, dass pommersche Trachtenstücke aus der Zeit vor 1800 auch in Museen nicht vorhanden seien. Im Fall der Weizackertracht mag dies daran gelegen haben, dass die Tracht vor 1800 wohl noch gar nicht existierte.

Die wichtigste Grundlage für die von Haenel, Saenger und Hackbarth erarbeiteten Schnittvorgaben bildete die Publikation "Volkskunde des Weizackers" von Robert Holsten aus dem Jahre 1914. Bei jeder Tracht zitieren sie ihn ausführlich, um deutlich zu machen, in welchen Punkten sie ihm gefolgt sind. Die von den Autorinnen kreierten Trachten sind im Pommernzentrum in Travemünde ausgestellt und dienen so Trachteninteressierten als Anschauungsmaterial.


"Ostdeutsche Trachten" (1975)


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URL zur Zitation dieses Beitrages: https://www.bkge.de/weizackertracht/9241.html

Stand: 05.07.2005
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