Das 1989 gegründete Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) mit Sitz in Oldenburg ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).
Das BKGE berät und unterstützt die Bundesregierung in allen Angelegenheiten, welche die Erforschung, Darstellung und Weiterentwicklung von Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa betreffen. Zur Erfüllung dieses Auftrags ist das Institut durch seine Forschungen in der internationalen Wissenschaftslandschaft verankert, führt wissenschaftliche Erhebungen und Dokumentationen durch und koordiniert bundesgeförderte Forschungsvorhaben. Es arbeitet geographisch übergreifend und multidisziplinär. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am BKGE vertreten die Fächer Geschichte, Literatur und Sprache, Europäische Ethnologie/Volkskunde sowie Kunstgeschichte.
Als An-Institut der
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ist das BKGE in die universitäre Lehre eingebunden.
Regionen – Epochen – Themen
In den Forschungen, Publikationen und Veranstaltungen des BKGE stehen Regionen, Zeiten und Themen im Vordergrund, die für die Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa relevant sind. Dies gilt für landesgeschichtliche Forschungen über einzelne Regionen („area studies“) ebenso wie für die Behandlung von Minderheitenfragen, für komparatistische Untersuchungen ebenso wie für kulturgeschichtliche Detailforschungen.
Kennzeichnend für die Regionen zwischen Ostsee und Adria ist ihre Vielfalt und Komplexität, erwachsen aus fruchtbarem Austausch, aber auch konfliktreichem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen, Konfessionen und Sprachen im Laufe der Jahrhunderte. Zahlreiche Gebiete des östlichen Europa sind historisch mehreren Ethnien, Nationen und Staaten zuzuordnen, verfügen über eine doppelte oder gar mehrfache kulturelle Identität. Die meisten Regionen wurden seit dem Hochmittelalter von Deutschen mitgeprägt, die aus unterschiedlichen Gebieten zugewandert waren, unterschiedlichen Konfessionen und sozialen Schichten angehörten, Mehrheit oder Minderheit waren und vielgestaltige Zeugnisse ihres Wirkens hinterlassen haben.
Das dank der vielfältigen historischen Wechselbeziehungen so bemerkenswerte kulturelle Erbe in Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen, in Böhmen und Mähren, im Baltikum oder in Siebenbürgen kann sowohl in den Regionen selbst als auch mit Blick auf ein gemeinsames Europa identitätsstiftend wirken. Die ehemals fremden, verdrängten und ungeliebten Hinterlassenschaften der früheren deutschen Bewohner sind von den heutigen Bürgern von Breslau/Wrocław, Pressburg/Bratislava oder Hermannstadt/Sibiu mittlerweile als Teil der Kulturgeschichte ihrer Heimat angenommen worden. Die Erforschung und Bewahrung dieses Erbes stellt deshalb eine sowohl historisch bedingte als auch gesellschaftlich aktuelle Herausforderung dar.
Die Beschäftigung mit der Jahrhunderte währenden Siedlungsgeschichte der Deutschen im östlichen Europa schließt deren Ende mit ein: die NS-Diktatur, den von Deutschland ausgehenden Zweiten Weltkrieg und die in seinem Kontext erfolgten Umsiedlungen, Fluchtbewegungen und Zwangsmigrationen sowie die Integration von Flüchtlingen, Vertriebenen und Aussiedlern in die Gesellschaften der beiden deutschen Nachkriegsstaaten.
Wissenschaftliche Kooperationen
Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Europa können nur im Kontext eines national übergreifenden Handlungszusammenhangs auf der Grundlage der Standards der kulturhistorischen Ostmittel- und Osteuropaforschung dargestellt werden. Die Tätigkeit des BKGE basiert daher auf einer engen Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Institutionen in Deutschland und in den Staaten Ostmittel-, Südost- und Osteuropas.
Gegenwärtige Arbeitsschwerpunkte des Instituts bilden die im Fachdiskurs aktuellen Themen „Wissenschaftsgeschichte“, „Erinnerungskultur“ und „Kulturelle Interferenzen“.
Publikationen
In interdisziplinärer Kooperation seiner vier Fachbereiche gibt das BKGE eine wissenschaftliche Monographienreihe (Schriften des Bundesinstituts) und ein Jahrbuch heraus. Beide Reihen stehen Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland offen.
Im Jahrbuch verweisen Annotationen auf wichtige Neuerscheinungen aus den Ländern Ostmitteleuropas. Die Erschließung von Quellen in den Archiven des östlichen Europa durch eigene Forschungen sowie durch Editionen oder Übersetzungen von Bestandsverzeichnissen bildet einen Schwerpunkt innerhalb der Schriftenreihe.
In Kooperation mit der Oldenburger Universität erscheint die Reihe Mitteleuropa - Osteuropa. Oldenburger Beiträge zur Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas.
Auf der Website stehen unter der Rubrik Onlinepublikationen Bibliographien, monographische Forschungsbeiträge, Wörterbücher und Archivübersichten zur Verfügung.