Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 14:00 bis 17:00 Uhr
Neugablonz ist bekannt für attraktiven Modeschmuck. Der Kaufbeurener
Stadtteil und seine Industrie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von
Heimatvertriebenen aus Gablonz an der Neiße [Jablonec nad Nisou], im
nordböhmischen lsergebirge gelegen, aufgebaut. Ebenso wie Geretsried
entstand Neugablonz als Neue Siedlung auf dem Gelände eines ehemaligen
Rüstungswerkes der DAG (Dynamit Aktien Gesellschaft), die Zwangsarbeiter
beschäftigt hatte.[1] Im Jahr 1946 begann dort die Ansiedlung ehemaliger Gablonzer.
Das lsergebirgs-Museum Neugablonz zeigt die Vorgeschichte in Böhmen:
rund 400 Jahre Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in den drei Bezirken
Gablonz, Reichenberg und Friedland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der
Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung. Hervorgegangen ist das
Isergebirgs-Museum aus zwei musealen Sammlungen, die bis 1999 im
Gablonzer Haus zu besichtigen waren: die Sammlung des Gablonzer Archiv und Museum e. V.
und das Neugablonzer Industrie- und Schmuckmuseum. Die Gablonzer Glas-
und Schmuckindustrie präsentiert sich mit einer bunten Vielfalt an
Glaskurzwaren und daraus gefertigtem Modeschmuck.
Knopf einer Musterkarte aus den 1950er Jahren
In einer Glasdrückerwerkstatt lernt der Besucher per Hörstation die
Glasdrückerei kennen, eine spezifische Technik des lsergebirges. Ein
Tuchwebstuhl steht für die Tuchmacherei in Reichenberg und Friedland,
aus der im 19. Jahrhundert eine florierende Textilindustrie erwuchs. Ein
VW-Käfer, Baujahr 1954, verweist auf den dritten Wirtschaftsfaktor, die
Fahrzeugtechnik. Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche stammte aus dem
lsergebirge. Weiterhin ausgebaut werden die Abteilung
"Kulturraum lsergebirge", die sich mit dem Alltag, dem
gesellschaftlichen und kulturellen Leben im lsergebirge befasst und der
Bereich "Sudetenfrage, Krieg und Vertreibung". Fotos und Dokumente
beleuchten punktuell die historischen Entwicklungen, die nach dem
Zweiten Weltkrieg zur Vertreibung der Sudetendeutschen führten. Die
Inszenierung einer Barackenstube verdeutlicht die Wohnsituation der
Vertriebenen; Schmuckstücke aus Blechdosen oder Maschinen aus
Abfallteilen symbolisieren den Aufbauwillen und die Findigkeit der
Gablonzer. Parallel zur Ortsgeschichte zeigt das Museum die Entwicklung
des Gablonzer Modeschmucks bis hin zu Glanzstücken wie Nachbildungen
historischer Kronen, einer Gürtelschnalle für Marlene Dietrich oder des
berühmten Verlobungsrings von Prinzessin Diana. Das Museum
verweist auf den wirtschaftlichen und kulturellen Beitrag der
Isergebirgler zum Aufbau der Nachkriegsgesellschaft. Bekannte Firmen und
Persönlichkeiten stammen aus dem lsergebirge, wie Riedel
(Glashüttenbesitzer, Claus Josef Riedel als Weinglasdesigner) und
Swarovski (Kristallglasschleiferei), der Schriftsteller Otfried Preußler
und der Maler Markus Lüpertz. Im Sonderausstellungsraum ist eine
Auswahl der über 6.000 Gemälde, Graphiken und Skulpturen des Museums im
Wechsel mit kulturgeschichtlichen Sonderausstellungen zu sehen.
Brosche, so genannte Schwarzglas-Bijouterie aus Gablonz, um 1900
Michael Henker (Hg.): Die Heimatsammlungen der Sudeten- und Ostdeutschen in Bayern. München 2009, S. 54f.
Heinrich
Kuhn: Sudetendeutsche Heimatsammlungen: Museen, Archive, Galerien,
Bibliotheken, Heimatstuben, Privatsammlungen. Hg. vom Sudetendeutschen
Archiv. 2. Erw. Neuaufl., München 1985, S. 92-96.
Fotografien:
Michael Henker (Hg.): Die Heimatsammlungen der Sudeten- und Ostdeutschen in Bayern. München 2009, S. 54f.
[1]
Benjamin B. Ferencz: Less than slaves: Jewish forced labor and the
quest for compensation. Bloomington 2002, S. 158-160. Siehe auch
Kaufbeuren - Rüstungsbetrieb Dynamit AG. Online in Internet: URL: http://www.kaufbeuren.de/desktopdefault.aspx/tabid-887/1117_read-1833/ [Stand: 24.02.2012]. Seite nicht mehr erreichbar.