Öffnungszeiten ab 2024 werden noch bekannt gegeben
1971
übernahm die Stadt Herrenberg die Patenschaft und ermöglichte 1984 die
Einrichtung einer Heimatstube für die ehemalige deutsche Bevölkerung des
Ortes Altker [Zmajevo / Змајево]. Die in der Volkshochschule
untergebrachte Sammlung informierte über ihre Geschichte und Alltag. Zu
den Sachgütern zählten Trachten, Stickereien, Münzen, Sakralien, Hausrat
und landwirtschaftliche Geräte. Die traditionsreiche Hanfverarbeitung
wurde mittels einer kompletten Seilereianlage mit Handwerksgeräten und
Erzeugnissen eines Seilermeisters veranschaulicht. Johann Bissinger
brachte seine Fachkenntnisse in der neuen Heimat ein, indem er in Hof
und Schuppen an seiner Seilspinnmaschine arbeitete, während er seinen
Lebensunterhalt in einer Baumwollspinnerei verdiente. Um den
Besuch der Heimatstube zu fördern entschloss sich die VHS Herrenberg,
ihre Integrationskurse in der Heimatstube stattfinden zu lassen.
Insofern ist die Heimatstube zu einem Ort geworden, an dem sich
Migrationsgeschichte und Migrationsgegenwart treffen. Im Rahmen dieses
Prozesses erfuhr die Altker-Stube auch einen weiteren Wandel, weg von
einem primär sinnstiftenden Ort für die Altkerer hin zu einer
kulturhistorischen Einrichtung, die eine bedeutende Phase der
Migrationsgeschichte nach Herrenberg dokumentiert.
Seilspinnmaschine der Firma B. C. Reutlinger, Frankfurt/M.
Im Rahmen der
Diskussionen um die Errichtung einer städtischen Ausstellung im sog.
Fruchtkasten kam die Idee auf, Altker Exponate in die neue Präsentation
zu übernehmen. Eine Idee, die von der losen, nicht institutionalisierten
Gruppe der Altkerer, die Eigentümerin dieser Sammlung ist, unterstützt
wurde. Im Juni 2020 wurde die Sammlung im Gebäude der VHS abgebaut und
ist nun in einem städtischen Depot zwischengelagert. Vorausgegangen war
eine ausführliche Dokumentation der Sammlung durch das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen, die durch eine großzügige private Spende ermöglicht worden war. 2024
soll die neue Dauerausstellung im 1683/84 errichteten ersten
Dachgeschoss des Fruchtkastens eröffnet werden. Dort werden dann gezielt
ausgewählte Stücke aus der Altkerer Sammlung zu sehen seien, und zwar
auf einer der 23 Themeninsel im Kontext Migration und Auswanderung.
Aktualisiert: 7.10.2021
Quellen:
Annemarie
Röder (Hg.): Gerettet - gesammelt - gesichtet: Heimatsammlungen von
Vertriebenen und Flüchtlingen in Baden-Württemberg. Stuttgart 2012, S.
44.
Projekt zur Erfassung der Heimatstuben in Baden-Württemberg 2010. Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart, im Auftrag des Innenministeriums Baden-Württemberg.
Röder,
Annemarie: Heimatmuseen, Heimatstuben und Sammlungen in
Baden-Württemberg - Ein Überblick. In: Jahrbuch für ostdeutsche
Volkskunde, 34 (1991), S. 400-431.
Fotografie:
Projekt zur Erfassung der Heimatstuben in Baden-Württemberg 2010. Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart, im Auftrag des Innenministeriums Baden-Württemberg.