Enno Meyer – Leben und Wirken
Das Vorhaben ist dem Oldenburger Intellektuellen Enno Meyer (1913–1996) gewidmet, der 1956 „47 Thesen über die Darstellung der deutsch-polnischen Beziehungen im Geschichtsunterricht“ verfasst hatte. Diese private Initiative eines Gymnasiallehrers überraschte und irritierte in Polen, der Bundesrepublik und der DDR, sie erntete Wohlwollen und Zustimmung, aber auch Kritik aus unterschiedlichen Motiven. Mit diesem Aufsatz unternahm Enno Meyer eine konsequent bilaterale Betrachtung dieser Nachbarschaft und setzte sich damit über tradierte, häufig stereotype Narrative und Interpretationen der deutsch-polnischen Geschichte hinweg. Er wurde mit dieser wegweisenden kleinen Schrift und seinem 'stillen' Engagement ungewollt zum spiritus rector der 1972 beginnenden (west)deutsch-polnischen Schulbuchkommission. Im Rahmen dieses Projektes werden zudem seine biographischen Hintergründe, aber auch sein großes Interesse für die Aufarbeitung der Judenverfolgungen in Oldenburg und in Ostfriesland beleuchtet.
In der Schriftenreihe des BKGE Band 73 ist der Band „Akteur im Stillen. Enno Meyer und die Aussöhnung mit Polen und Juden“, hg. von Burkhard Olschowsky erschienen. Zudem wurde die polnische Ausgabe dieses Buches als Auftakt einer neuen Reihe der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) veröffentlicht. Der Band ist online (free access) verfügbar: Burkhard Olschowsky (red.): Protagonista w cieniu. Enno Meyer w procesie pojednania Niemców z Polakami i Żydami. Warszawa 2021.
In Kooperation mit dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften und dem Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung wird das Vorhaben weitergeführt. Hierbei soll zum einen der wegweisenden Charakter Enno Meyers Initiative in Erinnerung gerufen werden, zum anderen werden polnische und deutsche Autoren über das Erreichte sowie über Herausforderungen und Möglichkeiten eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts reflektieren. Ein weiterer Sammelband wird in deutscher und polnischer Sprache hierzu erscheinen.
Kontakt: Dr. Burkhard Olschowsky