Zeitzeugenberichte zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im 20. Jahrhundert
Erlebnisbericht aus Rußland 1914-1974 [Ukraine, 1917-1945]
Autor: Herr M.
Quellenbeschreibung: maschinenschriftl. Transkript eines Erinnerungsberichts (Auszug), 54 Blatt
Entstehungszeit: um 1974
Entstehungsort: Westdeutschland
Zeitraum der Schilderung: 1917-1945
Personen: Nestor Iwanowitsch Machno (Нестор Иванович Махно, 1888-1934), 1917-1921 Anführer einer anarchistischen Volksbewegung in der Ukraine; Symon Wassyljowytsch Petljura (Симон Васильович Петлюра, 1879-1926), 1919-1920 Präsident der Ukraine
Schlagworte: Alltag, Arbeit, Arbeitsarmee, Bräuche, Evakuierung, Deportation, Hungersnot, Kindheit, Kollektivierung, Luftangriff, Revolution in Russland, Schule, Soldaten, Treck, Umsiedlung im Zweiten Weltkrieg, Weinbau
Geographische Schlagworte: Hoffnungstal, Ukraine
Konkordanz: Hoffnungstal → Zebrykowe (Цебрикове), Ukraine
Fundort: Johannes-Künzig-Institut für ostdeutsche Volkskunde Freiburg, Einsendungsarchiv, https://bkge.de/zeitzeugen/institutionen/institut-fuer-volkskunde-der-deutschen-im-oestlichen-europa-vorm-johannes-kuenzig-institut-fuer-ostdeutsche-volkskunde
Editionsmodus: Digitalisat (Auszug)
Inhalt:
Der Autor berichtet aus seinem Leben in einem Dorf in der Ukraine vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in den Zweiten Weltkrieg hinein. Verschiedene Ereignisse der sowjetischen Geschichte wie den Bürgerkrieg, die Hungersnöte, die Kollektivierung, die Kulakenverfolgung und den deutschen Einmarsch 1941 stellt er anhand ihrer Auswirkungen auf das Dorf und insbesondere sein Familienleben dar. Er beschreibt die Evakuierung seines Dorfes durch deutsche Stellen angesichts der 1944 heranrückenden Front und den Treck nach Westen. Herr M. schließt mit einer kurzen Schilderung seiner Dienstzeit in der Waffen-SS und seiner Gefangennahme durch die Rote Armee.
Einordnung/Kommentar:
Herrn K.s Familie gehört zu den Nachkommen derjenigen deutschen Kolonisten, welche am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den russischen Zaren in der südlichen Ukraine angesiedelt worden waren. Die meisten dieser "Schwarzmeerdeutschen" sollten die fruchtbare Region als Bauern bewirtschaften, sie bekamen deshalb verhältnismäßig große Höfe mit etwa 60 Hektar Fläche zugeteilt und wurden mit Privilegien wie der Befreiung vom Wehrdienst ausgestattet. Ihre Höfe vererbten sie meist an den jüngsten Sohn, in einigen Regionen wurde ihnen auch verboten, die Höfe bei einem Erbfall zu teilen, um deren Wirtschaftskraft nicht zu gefährden. Für die deutschen Siedler bestand so ein hoher Anreiz, Land zuzukaufen und Tochterkolonien zu gründen, um alle Nachkommen versorgen zu können. Obwohl die Deutschen in der Ukraine 1871 den Großteil ihrer Privilegien verloren, gelangten viele von ihnen aufgrund der günstigen Ausgangsbedingungen, des Erbrechtes und ihres wirtschaftlichen Geschicks zu beachtlichem Wohlstand. In der Region um Odessa, in dessen weiterer Umgebung auch das Heimatdorf von Herrn M. lag, gehörten ihnen 60 Prozent des Ackerbodens, obwohl sie nur sieben Prozent der Bevölkerung stellten.1
Die Deutschen in der Ukraine lebten weitgehend isoliert von den nicht-deutschen Bevölkerungsgruppen in kompakten Siedlungsinseln.2 Ihre Schulen unterstanden der russischen Schulbehörde, in ihnen wurden vor dem Ersten Weltkrieg einige Fächer in russischer, andere in deutscher Sprache unterrichtete, was es den Deutschen erleichterte, ihre Sprache und ihre Traditionen zu pflegen. Unter den Deutschen war die Analphabetenrate am Ende des 19. Jahrhunderts weitaus geringer als bei allen anderen Nationalitäten des Russischen Reiches, weshalb viele junge Deutsche Berufe abseits der Landwirtschaft ergreifen konnten. Die Berufsstruktur der Deutschen entwickelte sich so parallel zum Bildungserfolg zur modernsten aller Bevölkerungsgruppen im Zarenreich.3 Herrn M.s Bruder wurde zwar erst nach dem Ersten Weltkrieg Lehrer; eine Karriere, die höhere Bildung voraussetzte, war unter den Russlanddeutschen aber schon vor 1914 nicht ungewöhnlich.
Die Deutschen in der Ukraine konnten also mit ihrer Situation zufrieden sein, dementsprechend agierten sie bei der Revolution 1905 auch eher als Stützen der Monarchie.4 Der Erste Weltkrieg veränderte dies. Die Deutschen wurden verdächtigt, Agenten des Kriegsgegners zu sein. Der russische Staat verbannte deshalb viele Deutsche oder siedelte sie um, Grundbesitz und Betriebe wurden liquidiert.5 Die gemeinsame, durch die Nationalität begründete Diskriminierungserfahrung stärkte ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, was durch das Eintreten des Deutschen Reiches für ihre Belange im Frieden von Brest-Litowsk vom 3. März 1918 noch verstärkt wurde. Bereits zuvor hatten sie die Entstehung der provisorischen Regierung begrüßt, da diese die antideutschen Maßnahmen gestoppt hatte.6 Während der folgenden Entwicklungen, mit denen der Bericht von Herrn M. einsetzt, fanden die Deutschen aber keine "politische Heimat".
Die Truppen des deutschen Kaiserreichs besetzten zwar im Zuge des Friedens von Brest-Litowsk die Ukraine, mussten sich aber aufgrund der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg Ende 1918 wieder zurückziehen. In der Ukraine versuchten verschiedene Bewegungen, einen unabhängigen Staat zu etablieren, was jedoch angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen mit den Bolschewiki und des polnisch-sowjetischen Krieges nicht gelang. Das verworrene politische Geschehen wurde von Kampfhandlungen überlagert, deren Protagonisten mit dem Anspruch, die Regierungstruppen zu sein oder das Volk zu vertreten, durch die Ukraine zogen und von der Bevölkerung eher als Plünderer wahrgenommen wurden denn als Vertreter einer irgendwie gearteten staatlichen Autorität. Die von Herrn M. genannten Symon Petljura und Nestor Machno waren Kommandeure derartiger Einheiten bzw. führten die politischen Bewegungen, denen sich die Truppen zugehörig fühlten.7
Die Deutschen in der Ukraine gingen auf unterschiedliche Weise mit der Bedrohung durch diese Verbände um. In einigen Kolonien verhielten sie sich eher passiv, in anderen gründeten selbst Mennoniten, die Gewalt prinzipiell ablehnen, Selbstschutzverbände.8 Letztlich war es aber die Rote Armee, welche die Ukraine 1920 befriedete. Die Region wurde als Ukrainische Sowjetrepublik Teil der Sowjetunion. Für die Deutschen brachte dies auch Vorteile mit sich: Die Sowjets hatten im November 1917 das Dekret über die Rechte der Völker Russlands erlassen, das es den einzelnen Nationalitäten beispielsweise erlaubte, Schulunterricht in der Muttersprache abzuhalten, was dem Bruder von Herrn M. die Lehrerlaufbahn ermöglichte. Ziel dieser Politik war es, die einzelnen Bevölkerungsgruppen dadurch, dass ihnen lang gehegte Wünsche erfüllt wurden, an den jungen Staat zu binden. Deshalb wurden ihnen auch eigene Verwaltungseinheiten zugestanden, in denen sie Einfluss auf ihr unmittelbares Lebensumfeld nehmen konnten.9
Bei den Deutschen in der Ukraine war diese Taktik nur mäßig erfolgreich. Sie bildeten noch immer eine bäuerliche Gesellschaft, weshalb die wirtschaftspolitischen Grundsätze der Sowjets bei ihnen auf Ablehnung stießen. Auch die antireligiösen Maßnahmen der Bolschewiki stießen die oft sehr religiös geprägten Menschen ab.10 In allen deutschen Siedlungsgebieten im ehemaligen Zarenreich war zu beobachten, dass sich nur wenige Deutsche aktiv für die Oktoberrevolution einsetzten, die Kommunistische Partei fand unter ihnen kaum Mitglieder.11 Nach dem Ende des russischen Bürgerkrieges setzten die Bolschewiki ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen zunächst nicht in vollem Umfang durch. Der Bürgerkrieg und mit ihm der "Kriegskommunismus" hatten die russische Wirtschaft völlig zerrüttet. Dies führte in den Jahren 1921/22 zu einer Hungersnot.12 Die sowjetischen Machthaber reagierten mit der "Neuen Ökonomischen Politik", welche unter anderem Bauern große wirtschaftliche Freiheiten zugestand - kapitalistische Wirtschaftsformen sollten den Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft ermöglichen.13
Herr M. beschreibt diese Zeit als eine Periode steigenden Wohlstandes, in der es vielen Deutschen in der Ukraine gelungen sei, die Folgen des Ersten Weltkriegs, des Bürgerkriegs und des Kriegskommunismus auszugleichen.14 1928 ersetzte Stalin diese Neue Ökonomische Politik jedoch durch ein planwirtschaftliches Konzept, welches die Kollektivierung der Landwirtschaft einschloss.15 Mit ihr ging die Verfolgung der Kulaken einher, der angeblich besonders bolschewistenfeindlichen Großbauern, die deportiert oder erschossen wurden.16 Diese Maßnahme traf die Russlanddeutschen besonders hart, da aufgrund ihres Wohlstandes überproportional viele von ihnen als Kulaken galten und dementsprechend behandelt wurden. Die Deutschen stellten zwar nur acht Prozent der gesamten beziehungsweise ein Prozent der bäuerlichen Bevölkerung, aber 15 Prozent der Kulaken, zu denen auch Herrn M.s Vater gezählt wurde.17 In den fruchtbaren Regionen der Ukraine, am Schwarzen Meer und an der Wolga wurde die Kollektivierung zudem besonders rigide vorangetrieben. Von den 500.000 Menschen, die im Zuge der Kollektivierung aus diesen Regionen deportiert wurden, waren 50.000 Deutsche.18 Die Kollektivierung zog zusammen mit der "Entkulakisierung" 1932/33 eine erneute Hungersnot nach sich, welche mehrere Millionen Opfer forderte.19 Herr M. schildert die Lebensverhältnisse während dieser Zeit anschaulich. Die von ihm genannten Hilfspakete aus Übersee oder aus Deutschland konnten ihre Empfänger allerdings auch in Schwierigkeiten bringen, wenn sie als antibolschewistische Auslandskontakte ausgelegt wurden.20
Mitte der 1930er Jahre änderte sich die Minderheitenpolitik. 1934 wurden alle Deutschen in Listen erfasst, 1938 die meisten deutschen Selbstverwaltungseinheiten aufgelöst und, wie von Herrn M. beschrieben, Deutsch als Schulsprache durch Russisch ersetzt.21 Gleichzeitig ging mit dem "Großen Terror", auch "Große Säuberung" genannt, eine weitere Repressionswelle über das Land, welche Hunderttausende das Leben kostete.22 Unter diese Opfer dürfte auch der Bekannte Herrn M.s zu zählen sein, dem das Radiohören zum Verhängnis wurde. 1936 wurden erneut deutsche Bauern aus der Ukraine nach Kasachstan deportiert, und zwar anders als bei der Kulakenverfolgung nicht aufgrund ihrer "Klassenzugehörigkeit", sondern aufgrund ihrer Nationalität. Angehörige einer Nation, deren Staat so offen antibolschewistisch agitierte wie das nationalsozialistische Deutschland, galten als verdächtige Minderheit, die möglichst nicht in Grenznähe leben sollte.23 Die fast völlige Zerstörung des religiösen Lebens, das eine wichtige Grundlage der deutschen Kultur bildete, die Verhaftung vieler Führungspersonen wie etwa Lehrer und Priester, sowie die Abwanderung zahlreicher Deutscher in die Städte veränderte die Lebensweise der Deutschen in der Ukraine stark.24
In der Zwischenkriegszeit versuchten nicht wenige Deutsche, aus der Sowjetunion auszuwandern25, die meisten mussten sich jedoch wie Herrn M.s Familie arrangieren. Sie bemühten sich, so viel ihrer Lebensweise und ihrer Traditionen zu bewahren wie möglich. Überzeugte Anhänger des Regimes waren die wenigsten, was von der aggressiv antisowjetischen Haltung des Dritten Reiches unterstützt wurde.26Auch Herr M. lässt in seinem Bericht anklingen, dass die Deutschen in der Ukraine über Deutschland informiert waren. Der Hitler-Stalin-Pakt kam für sie überraschend, verbesserte aber ihre Situation. Nicht wenige setzten ihre Hoffnung darauf, ähnlich wie die Deutschbalten oder die Bessarabiendeutschen in den deutschen Herrschaftsbereich umgesiedelt zu werden.27
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurden zahlreiche Deutsche aus den regulären Streitkräften in die sogenannte Arbeitsarmee überstellt oder gleich zu diesen Einheiten eingezogen, wo sie statt mit der Waffe bei verschiedenen Bauprojekten, vor allem in Sibirien, dienen mussten. Herr M. gibt an, ebenfalls zur Arbeitsarmee eingezogen worden zu sein. Die Schanzarbeiten, die er beschreibt, muss er aber in einem anderen Zusammenhang abgeleistet haben, da die Arbeitsarmee erst ab September 1941 bestand.28 Herr M. blieb auch das Schicksal der meisten Russlanddeutschen, die Deportation nach Osten, erspart. Die sowjetische Führung verdächtigte die Russlanddeutschen der Kollaboration mit dem Feind und ließ deshalb auf Basis der 1934 erstellten Listen und detaillierten Planungen allein bis Oktober 1941 etwa 640.000 Deutsche aus allen Teilen der Sowjetunion nach Mittelasien und Sibirien bringen.29 Lediglich die Gebiete westlich des Dnjepr, wo auch Herr M. wohnte, wurden von der Wehrmacht so schnell erobert, dass keine Zeit mehr blieb, die Deutschen zu verschleppen.30
Herrn M.s Heimatort gehörte zum Besatzungsgebiet Transnistrien, das gemäß einer Vereinbarung mit dem Deutschen Reich von Rumänien verwaltet wurde. Die 130.000 "Volksdeutschen", welche in Transnistrien lebten, unterstanden jedoch nicht den rumänischen Besatzungsbehörden, sondern dem "Sonderkommando R" der Volksdeutschen Mittelstelle, einer SS-Dienststelle, welche für die Betreuung der "Auslandsdeutschen" zuständig war.31 Herr M. lässt in seinem Bericht anklingen, dass diese Betreuer versuchten, den Deutschen in der Ukraine eine neue, nationalsozialistische Kultur näherzubringen, beispielsweise durch Sonnwendfeste. So sollten sie langfristig in die "Germanisierung" des "Lebensraums im Osten" einbezogen werden.32
Ein wichtiger Schritt dazu war, dass die Kolchosen schrittweise aufgelöst wurden. Die Deutschen sollten wieder als selbständige Bauern auf eigenen Höfen wirtschaften. Allerdings konnte ihnennicht, wie in einigen Regionen beabsichtigt, ihr Eigentum auf dem Stand vom 1. Januar 1914, also vor allen Enteignungen des Ersten Weltkriegs und der Sowjetzeit, restituiert werden. Außerdem wurde ihre unternehmerische Freiheit mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der deutschen Kriegsführung eingeschränkt, neben den von der Volksdeutschen Mittelstelle eingezogenen ermäßigten rumänischen Steuern mussten Abgaben an die Wehrmacht geleistet werden.33 Herrn M.s Bericht zeigt aber, dass die Bauern die wiedergewonnene Selbständigkeit schätzten.
Zum Schutz vor Partisanen und Plünderern wurden aus Ukrainedeutschen Selbstschutzeinheiten aufgestellt, die auch Hilfstätigkeiten für die SS verrichteten - auch bei der Verfolgung der Juden.34
Beim Näherrücken der Front 1944 waren die deutschen Stellen nicht gewillt, die Volksdeutschen der Roten Armee zu überlassen, vielmehr sollten sie dazu eingesetzt werden, die verbliebenen Eroberungen im Osten zu "germanisieren". Vorgesehen war, sie im sogenannten Reichsgau Wartheland, der Region um Posen/Poznań und Lodz/Łódź, anzusiedeln.35 Die Deutschen mussten sich deshalb ab dem 12. März 1944 in Trecks auf den von Herrn M. geschilderten langen und beschwerlichen Weg machen.36 Die Ansiedlung im Warthegau war jedoch auch nur von kurzer Dauer, auch hier marschierte bereits im Januar 1945 die Rote Armee ein. Die meisten Deutschen aus der Ukraine flüchteten dann zwar weiter in den Westen, sie wurden aber entweder von der Roten Armee eingeholt oder von den Westalliierten an die Sowjets übergeben. In beiden Fällen wurden sie "repatriiert", was bedeutete, dass sie in den östlichen Teil der Sowjetunion deportiert und dort als Sondersiedler festgehalten wurden.37
Viele Männer wurden wie Herr M. zur Wehrmacht oder zur Waffen-SS eingezogen. Herrn S. Beschreibung der Blutgruppentätowierung lässt darauf schließen, dass auch er Soldat der Waffen-SS wurde. Dies deutet jedoch nicht darauf hin, dass er sich freiwillig gemeldet hätte, vielmehr wurden zu diesem Zeitpunkt auch gewöhnliche Rekruten der Waffen-SS zugeteilt. Ehemalige Sowjetbürger, die wie Herr M. als deutsche Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten, galten bei den Sowjets als Verräter und wurden ebenfalls zur Zwangsarbeit in den Osten deportiert.
Insgesamt wurden zwischen 1941 und 1946 970.000 Deutsche nach Osten deportiert, von denen 300.000 starben.38 Die meisten mussten an ihren Verbannungsorten bleiben, von wo aus viele ab den 1990er Jahren in die Bundesrepublik aussiedelten.39
1 Buchsweiler 1984, S. 109-111, 121; Friemberger 1999, S. 1001, 1011-1015; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 33-52; Kabuzan 1990; Brandes 1990.
2 Friemberger 1999, S. 1002f.
3 Friemberger 1999, S. 1012f, 1020.
4 Friemberger 1999, S. 1005.
5 Nelipovič 2007; Friemberger 1999, S. 1006f.
6 Friemberger 1999, S. 1007.
7 Leidinger 2011; Kasianov 2011; Kappeler 2000, S. 171-183; Hildermeier 1998, S. 105-156; Baberowski 2007, S. 34-53.
8 Beznosov 2007; Buchsweiler 1984, S. 119-121.
9 Eisfeld 2007; Klötzel 1999, S. 79-89; Baberowski 2007, S. 73-77; Friemberger 1999, S. 1008f, 1025; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 58-61, 133f; Pinkus 1990.
10 Buchsweiler 1984, S. 140-143; Baberowski 2007, S. 109-114.
11 Klötzel 1999, S. 105f; Friemberger 1999, S. 1007-1010; Buchsweiler 1984, S. 135-140; Fleischhauer 1990; McCauley 1990, S. 278.
12 Baberowski 2007, S. 44-55; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 94; Friemberger 1999, S. 1009.
13 Hildermeier 1998, S. 233-262; Friemberger 1999, S. 1010, 1014; Baberowski 2007, S. 58-69.
14 Vgl. Baberowski 2007, S. 60-69; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 100-102.
15 Hildermeier 1998, S. 377-669.
16 Conquest 1988, S. 146-178; Heinert 2004.
17 Buchsweiler 1984, S. 222; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 106; Magosci 1996, S. 578; Friemberger 1999, S. 1014.
18 Friemberger 1999, S. 1015; Buchsweiler 1984, S. 225.
19 Kappeler 2000, S. 199f; Conquest 1988, S. 179-402; Baberowski 2007, S. 122-127; Magosci 1996, S. 578; Buchsweiler 1984, S. 229; Pohl 2007, S. 254.
20 Buchsweiler 1984, S. 229-231; McLoughlin 2002, S. 35.
21 Klötzel 1999, S. 109; Chaustov 2007; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 133f; Friemberger 1999, S. 1010, 1021, 1026.
22 Conquest 1990; Baberowski 2007, S. 135-208; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 95.
23 Pohl 2007, S. 258-260; Eisfeld 1996, S. 13; Buchsweiler 1984, S. 132; Baberowski 2007, S. 195-200; Klötzel 1999, S. 108, 121; Ochotin, Roginskij 2007, S. 147, 152.
24 Magosci 1996, S. 579; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 96, 110-128.
25 Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 94f.
26 Buchsweiler 1984, S. 225-233; Pinkus, Fleischhauer 133f.
27 Buchsweiler 1984, S. 268-276.
28 Eisfeld 1996, S. 17-19; Kurilo 2010, S. 153-161.
29 Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 303-312; Eisfeld 1996, S. 14-17; Pohl 2007, S. 262; Friemberger 1999, S. 1010; Buchsweiler 1984, S. 278-288; Klötzel 1999, S. 121f; Baberowski 2007, S. 237.
30 Eisfeld 1996, S. 14; Klötzel 1999, S. 127; Friemberger 1999, S. 1010.
31 Heinemann 2003, S. 420, 452; Völkl 1996, S. 88-92; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 276-283; Klötzel 1999, S. 127.
32 Völkl 1996, S. 91; Leniger 2006, S. 137-145; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 277f, 281.
33 Völkl 1996, S. 91; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 278; Buchsweiler 1984, S. 332.
34 Völkl 1996, S. 90.
35 Klötzel 1999, S. 131f; Heinemann 2003, S. 469-471.
36 Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 286f; vgl. http://odessa3.org/collections/articles/link/schlaht-g.html; Zugriff am 11.12.2012.
37 Eisfeld 1996, S. 19-22; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 291, 312-315; Völkl 1996, S. 92; Klötzel 1999, S. 131f; Pohl 2007, S. 262.
38 Friemberger 1999, S. 1011; Gribanova, Zulkaševa 2007; Pohl 2007, S. 263.
39 Eisfeld 1996, S. 20f; Pinkus, Fleischhauer 1987, S. 318-343.
Literatur:
Baberowski 2007: Jörg Baberowski: Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. Lizenzausgabe, Bonn 2007
Beznosov 2007: Alexander I. Beznosov: Zur Frage der Beteiligung der deutschen Kolonisten und der Mennoniten am Bürgerkrieg im Süden der Ukraine (1917-1921). In: Alfred Eisfeld, Victor Herdt, Boris Meissner (Hg.): Deutsche in Russland und in der Sowjetunion 1914-1941. Berlin 2007, S. 145-158
Brandes 1990: Detlef Brandes: Zur "friedlichen Eroberung" Südrusslands durch die deutschen Kolonisten. In: Ingeborg Fleischhauer, Hugo H. Jedig (Hg.): Die Deutschen in der UdSSR in Geschichte und Gegenwart. Ein internationaler Beitrag zur deutsch-sowjetischen Verständigung. Baden-Baden 1990, S. 117-141
Buchsweiler 1984: Meir Buchsweiler: Volksdeutsche in der Ukraine am Vorabend und Beginn des Zweiten Weltkriegs - ein Fall doppelter Loyalität? Gerlingen 1984
Chaustov 2007: Vladimir N. Chaustov: Repression gegen Sowjetdeutsche bis zum Beginn der Massenverhaftungen von 1937. In: Alfred Eisfeld, Victor Herdt, Boris Meissner (Hg.): Deutsche in Russland und in der Sowjetunion 1914-1941. Berlin 2007, S. 263-271
Conquest 1988: Robert Conquest: Ernte des Todes. Stalins Holocaust in der Ukraine 1929-1933. München 1988
Conquest 1990: Robert Conquest: The Great Terror. A Reassessment. Edmonton 1990
Eisfeld 1996: Alfred Eisfeld (Hg.): Deportation, Sondersiedlung, Arbeitsarmee. Deutsche in der Sowjetunion 1941 bis 1956. Köln 1996
Eisfeld 2007: Alfred Eisfeld: Sowjetische Nationalitätenpolitik und die Deutschen in der Sowjetunion in den 1920er Jahren. In: Alfred Eisfeld, Victor Herdt, Boris Meissner (Hg.): Deutsche in Russland und in der Sowjetunion 1914-1941. Berlin 2007
Fleischhauer 1990: Ingeborg Fleischhauer: Die Deutschen in der russischen Revolution. In: Ingeborg Fleischhauer, Hugo H. Jedig (Hg.): Die Deutschen in der UdSSR in Geschichte und Gegenwart. Ein internationaler Beitrag zur deutsch-sowjetischen Verständigung. Baden-Baden 1990, S.155-176
Friemberger 1999: Claudia Friemberger: Russland / Sowjetunion. In: Walter Ziegler (Hg.): Die Vertriebenen vor der Vertreibung. Die Heimatländer der deutschen Vertriebenen im 19. und 20. Jahrhundert: Strukturen, Entwicklungen, Erfahrungen. Stuttgart 1999, S. 999-1028
Gribanova, Zulkaševa 2007: Elena M. Gribanova, Anagul' S. Zulkaševa: Aus der Geschichte der Deportation der Deutschen nach Kazachstan im Jahre 1946 (anhand von Archivunterlagen). In: Alfred Eisfeld, Victor Herdt, Boris Meissner (Hg.): Deutsche in Russland und in der Sowjetunion 1914-1941. Berlin 2007, S. 257-262
Heinemann 2003: Isabel Heinemann: "Rasse, Siedlung, deutsches Blut". Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas. Göttingen 2003
Heinert 2004: Alexander Heinert: Das Feindbild Kulak. Die politisch-gesellschaftliche Crux 1925-1930. In: Silke Satjukow, Rainer Gries (Hg.): Unsere Feinde. Konstruktionen des Anderen im Sozialismus. Leipzig 2004, S. 363-386
Hildermeier 1998: Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917-1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. München 1998
Kabuzan 1990: Vladimir M. Kabuzan: Die deutsche Bevölkerung im Russischen Reich (1796-1917): Zusammensetzung, Verteilung, Bevölkerungsanteil. In: Ingeborg Fleischhauer, Hugo H. Jedig (Hg.): Die Deutschen in der UdSSR in Geschichte und Gegenwart. Ein internationaler Beitrag zur deutsch-sowjetischen Verständigung. Baden-Baden 1990, S. 63-82
Kappeler 2000: Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. 2., aktualisierte Auflage, München 2000
Kasianov 2011: Georgiy Kasianov: Die Ukraine zwischen Revolution, Selbständigkeit und Fremdherrschaft. In: Wolfram Dornik, Georgiy Kasianov, Hannes Leidinger, Peter Lieb, Alexey Miller, Bogdan Musial, Vasyl' Rasevyč: Die Ukraine zwischen Selbstbestimmung und Fremdherrschaft 1917-1922. Graz 2011, S. 131-179
Klötzel 1999: Lydia Klötzel: Die Russlanddeutschen zwischen Autonomie und Auswanderung. Die Geschichte einer nationalen Minderheit vor dem Hintergrund des wechselhaften deutsch-sowjetischen/russischen Verhältnisses. Münster 1999
Kurilo 2010: Olga Kurilo: Die Lebenswelt der Russlanddeutschen in den Zeiten des Umbruchs (1917-1991). Ein Beitrag zur kulturellen Mobilität und zum Identitätswandel. Essen 2010
Leidinger 2011: Leidinger, Hannes: Zeit der Wirren: Revolutionäre Umwälzungen und bewaffnete Auseinandersetzungen im ehemaligen Zarenreich 1917-22. In: Wolfram Dornik u.a.: Die Ukraine zwischen Selbstbestimmung und Fremdherrschaft 1917-1922. Graz 2011, S. 29-60
Leniger 2006: Markus Leniger: Nationalsozialistische "Volkstumsarbeit" und Umsiedlungspolitik 1939-1945. Von der Minderheitenbetreuung zur Siedlerauslese. Berlin 2006
Magocsi 1996: Paul Robert Magocsi: A History of Ukraine. Toronto 1