2.9 Mährisch-schlesische Dialekte
Die Untersuchung der dialektalen Äquivalente unserer
Lehnwörter im Tschechischen muß gegenüber der bereits fragmentarischen
Analyse der dialektalen Verhältnisse im Polnischen weitere Abstriche
hinnehmen. Vergleichbar ist aufgrund einer guten Materialgrundlage
lediglich die Behandlung der oberschlesischen Dialekte des Polnischen
und der "lachischen" Dialekte in Schlesien und Nordmähren, die dem
Tschechischen zugerechnet werden. Aus dem betreffenden Dialektgebiet
werden wiederum nur diejenigen Lehnwörter aufgenommen, die auch in SGŚC
enthalten sind; darüber hinausgehende Angaben der einschlägigen
Wörterbücher können nicht berücksichtigt werden. Unsere grundlegenden
lexikographischen Quellen sind KEL, LAM und SOC. Ergänzt wurden diese
Arbeiten zuvorderst durch persönliche Mitteilungen eines profunden
Kenners des schlesischen Dialektgebiets im Tschechischen, Herrn PhDr. J.
Balhar CSc. in Brünn (BAL). Es ist bekannt, daß zahlreiche lexikalische
Parallelen den tschechischen Dialektraum Oberschlesiens insbesondere
mit Ostmähren verbinden. Deshalb wurde auch das ältere Dialektwörterbuch
"Dialektický slovník moravský" von F. Bartoš (BAR) ausgewertet,
zusammen mit den Zusätzen durch F. Št. Kott (KOT). Hier wird der Zustand
der Dialekte in Mähren um das Jahr 1900 erfaßt. Trotz des umfassenderen
Anspruchs der letztgenannten Werke hinsichtlich des abgedeckten Areals
hat sich im Verlaufe der Bearbeitung erwiesen, daß diese Wörterbücher
kaum Rückschlüsse auf eine flächendeckende Verbreitung der aufgefundenen
Lemmata zulassen. Die betreffenden Angaben sind fragmentarisch und
haben insofern nur ergänzenden Charakter.
Auf eine areale
Zuweisung nach Dialektregionen ähnlich wie bei der Bearbeitung der
polnischen Dialektwörter wurde im Bereich der schlesisch-nordmährischen
Dialekte verzichtet. Hier sind recht genaue lokale Bezugsräume aus den
vermerkten Quellenkürzeln zu entnehmen: Den westlichen Teil der
"lachischen" Dialekte tschechischen Typs decken LAM und SOC ab; BAL gibt
Belege aus dem gesamten Bereich der tschechischen Dialekte Schlesiens,
die eigens für das vorliegende Wörterbuch redigiert wurden. KEL
behandelt den gemischtsprachlichen Raum des Olsa-Gebiets von Bohumin bis
zum Jablunka-Paß, wo vornehmlich Dialekte des polnischen Typs erfaßt
werden. Dieses Gebiet weist jedoch zahlreiche lexikalische Parallelen
zwischen Dialekten des "tschechischen Typs" und des "polnischen Typs"
auf. Die Daten aus KEL stimmen weitgehend mit denjenigen aus den
Dialekten des tschechischen Typs überein, was ihre Aufnahme in die
Rubrik "dial.MSchl." rechtfertigt. Nur in den Fällen, wo keine der
Quellen zu Dialekten des tschechischen Typs äquivalente Angaben macht,
wäre eine Einordnung der Daten aus KEL unter "obschl.Pl." aus
systematischen Gründen angemessener. Wir belassen jedoch sämtliche
Exzerpte aus KEL unter "dial.MSchl.", um die Einheitlichkeit der
Präsentation zu gewährleisten. Dabei gilt die Konvention, daß Einträge,
die ausschließlich auf KEL verweisen, ausnahmsweise Dialekte des
polnischen Typs betreffen.
Aufgenommen wurden lemmatische
Grundformen aus einem der angegebenen Wörterbücher mit ihren formalen
Varianten, wobei ggf. eine vereinfachte Notation gewählt wurde (1).
- Auf die formalen Angaben folgen Informationen zur Bedeutung, die
ebenfalls vereinheitlicht und ggf. vereinfacht wurden. Schließlich sind
die Quellenkürzel in alphabetischer Reihenfolge gegeben. Wiederum
erlauben sich keine Rückschlüsse von der Reihenfolge der Quellenkürzel
auf eine etwaige Zuweisung von Teilbedeutungen oder formalen Varianten.
Herr PhDr. J. Balhar CSc. (Brünn) hat die Angaben dieser Struktureinheit
redigiert und ergänzt. Verbleibende Unstimmigkeiten liegen
selbstverständlich wiederum in der Verantwortung der Autoren.
Anmerkungen:
(1)
Die in unseren lexikographischen Quellen enthaltenen Notationsvarianten
wurden zusammengefaßt: Die Notierung der palatalen Zischlaute [´] als
š´ und [´] als č´ (in LAM) wurde vereinfacht; wir setzen hier
regelmäßig nur š und č. Die Notation der Gruppen či, ši, ži und ři wurde
zu čy, šy, žy und řy vereinheitlicht. Andere, ebenfalls zum großen Teil
areal bedingten Unterschiede bei der Lautung der Vokale wurden hingegen
nicht vereinheitlicht, um allzu große Abweichungen von den Lemmaformen
unserer Quellwörterbücher zu vermeiden.
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