Bestände in der Region Wolga--Schwarzmeergebiet
Bestände: 4
Institut: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
Regionen: Kasachstan, Krim, Polen (Warthegau), Wolga--Schwarzmeergebiet
Umfang: 45
Art: Erinnerungsberichte, Tagebücher, Familienchroniken, Gedichte
Findmittel: Titelliste
Entstehung: Es handelt sich um unaufgefordert eingesandte Schriftstücke.
Entstehungszeit: 19. u. 20 Jhd.
Themen: Persönliche Erinnerungen, Alltagsleben und Anekdoten; Beschreibung der Repressionen, denen die Russlanddeutschen insbesondere in der Zwischenkriegszeit, während des Zweiten Weltkriegs und den Nachkriegsjahren bis zum Ende des Stalinismus ausgesetzt waren. Verhaftung, Verbannung, Zwangsarbeit und die Erlebnisse in der Trudarmee gehören zu weiteren Themenfeldern. Über die Hälfte der Erinnerungsberichte stammt von Mennoniten, die Abrisse der Geschichte der Mennoniten, ihrer Siedlungen und der Migrationsbewegungen, welche die jeweilige Familie oder Gemeinschaft erlebte, beifügen. Unter diesen Berichten finden sich einige Familienchroniken, die auf genealogischen Recherchen beruhen und/oder vorgefundene Erinnerungsberichte zusammenstellen. Sie reichen mit einzelnen Angaben bis ins 17. Jahrhundert zurück, der Schwerpunkt der Darstellung liegt allerdings auch hier auf dem späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den meisten Schilderungen von Mennoniten nimmt der Glaube einen breiten Raum ein, hier werden auch häufig Gebete zitiert. In einigen Berichten, meist von Mennoniten, wird die Auswanderung nach Deutschland sowie nach Nord- und Südamerika thematisiert.
Beschreibung: Es handelt sich um unaufgefordert eingesandte Einheiten, die keiner Sammlungssystematik folgen und inhaltlich stark divergieren.
Bemerkungen: Weitere Erinnerungsberichte, insbesondere anderweitig bereits gedruckte und veröffentlichte, wurden in die Bibliothek des Museums aufgenommen und sind über dessen Katalogsystem erschlossen.
Institut: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
Regionen: Kasachstan, Krim, Polen (Warthegau), Ukraine, Wolga--Schwarzmeergebiet
Umfang: 62 Interviews
Art: Audio- und Videointerviews
Laufzeit: 1900 bis 2006
Findmittel: Findbuch
Entstehung: Die Interviews entstanden im Rahmen eines BKM-geförderten Projekts. Befragt wurden Personen, die zum Zeitpunkt der Projektdurchführung überwiegend im Raum Detmold ansässig waren, aus unterschiedlichen Regionen der ehem. Sowjetunion stammten und meist zwischen 1920 und 1936 geboren waren.
Entstehungszeit: 2006
Themen: Häufigstes Thema der Interviews bilden die Repressalien gegen Russlanddeutsche in der Sowjetunion, Erlebnisse in der Trudarmee (Arbeitsarmee im Zweiten Weltkrieg), in Gefangenschaft und Verbannung, das Schicksal Familienangehöriger, die Entkulakisierung (Aktion gegen wohlhabendere Bauern 1929-1932), die Diskriminierung als Angehörige der deutschen Minderheit und aufgrund der deutschen Sprache. In diesem Zusammenhang wird häufig auf das Schicksal der zur Wehrmacht einberufenen Russlanddeutschen hingewiesen. Ähnlich häufig wird das Alltagsleben geschildert, insbesondere die Arbeitswelt, Essgewohnheiten und die Selbstversorgung mit Lebensmitteln. Feste (Hochzeiten, Beerdigungen, religiöse Feste) sowie der Glaube und das kirchliche Leben bilden einen weiteren Schwerpunkt. Wohnverhältnisse und Landbesitz werden oft ausführlich geschildert, häufig wurden erläuternde Skizzen beigefügt. Bei der Beschreibung von Kleidung wird oft die Herstellung der Fufaika als Arbeitskleidung in der Trudarmee erwähnt. In vielen Berichten wird die Integration in Deutschland beschrieben.
Beschreibung: Zahlreiche Interviews wurden durch Dokumente, Fotos, Skizzen und ähnliches ergänzt, die zusammen mit den Bild- bzw. Tonträgern archiviert wurden und zugänglich sind.
Bemerkungen: Die Interviewsprache ist deutsch; teilweise sprechen die Befragten Plattdeutsch bzw. Plautdietsch, auch russische Wörter werden häufig benutzt.
Institut: Werkstatt der Erinnerung in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg (WdE)
Regionen: Russland, Wolga--Schwarzmeergebiet
Umfang: 16 Interviews (Audiodateien) und Transkripte.
Entstehung: Zur Vorbereitung einer Publikation der Körber-Stiftung führte Dorothee Wierling (FZH) 2003-2004 Interviews mit in Hamburg lebenden Russlanddeutschen verschiedener Generationen. Es wurden auch Interviews mit Spätaussiedlern geführt.
Themen: Die Interviewpartner schildern u.a. ihre Kindheitserinnerungen, Gründe für die Ausreise, Erfahrungen von Diskriminierung, Entscheidungsprozesse für eine Ausreise nach Deutschland sowie auftretende Probleme in Deutschland (wie Anerkennung der Ausbildung, Arbeitserfahrung, Rechtsstatus).
Bemerkungen: Die Interviewtranskripte und Dateien liegen zum Teil in anonymisierter Version vor. Sie können nur vor Ort eingesehen werden und dürfen nicht kopiert werden.
Literatur
- Dorothee Wierling (Hg.): Heimat finden. Lebenswege von Deutschen, die aus Russland kommen, Hamburg 2004.
Regionen: Banat, Batschka, Bessarabien, Böhmen, Bosnien, Bukowina, Bulgarien, Dobrudscha, Donaugebiet, Egerland, Galizien, Gottschee, Karpatenukraine, Karpathengebiet, Mähren, Ostpreußen, Pommern, Russland, Sathmar, Schlesien, Siebenbürgen, Slawonien, Slowakei, Syrmien, Transdanubien-Schwäbische Türkei, Ungarn, Westpreußen, Wolga--Schwarzmeergebiet
Umfang: 1.100 Tonbänder (ca. 9.700 Audiofiles; 33.800 Min.)
Art: digitalisierte Tonbandaufnahmen
Findmittel: Regesten der Titelzeilen der Audiofiles, ab 2012 Datenbank (Volltextsuche)
Entstehungszeit: 1951-1998 (Schwerpunktmäßig bis Mitte 1960er)
Themen: Im Zentrum der Aufnahmen standen Lied- und Erzählgut; es gibt jedoch zahlreiche Äußerungen zu Alltagsleben und Bräuchen der alten Heimat sowie zu Flucht, Vertreibung, Aussiedlung, Umsiedlung, Integration.
Beschreibung: Die Tonaufnahmen wurden mit Heimatvertriebenen aus zahlreichen ehem. deutschen Reichs- und Siedlungsgebieten gemacht. Zu jeder Tonaufnahme gibt es eine Regeste, die die Hauptthemen des jeweiligen Gesprächs nennt und kurze Inhaltsangaben vermittelt. Zu vielen Bändern existieren auch eine Gewährsleutekartei und sog. Erfassungsbögen, auf denen die Gewährsperson nach der Angabe ihrer persönlichen Daten auch über Flucht und Vertreibung (Weg, Lageraufenthalte usw.) berichten sollte. Fotos der Gewährsleute, bisweilen auch während der Tonbandaufnahmen angefertigt, und die gesammelte Gewährsleute-Korrespondenz stellen eine wichtige Ergänzung des auf den Bändern zu Hörenden dar.
Bemerkungen: Interessenten können ihre Anfragen per E-Mail schicken. Vor einem persönlichen Besuch sollte man sich mit dem Institut in Verbindung setzen und einen Besuchstermin vereinbaren.
Literatur
- Aus dem Volksleben des slawoniendeutschen Dorfes Sarwasch. Authentische Tonaufnahmen 1954-1972 von Johannes Künzig und Waltraut Werner, Freiburg o.J.
- Gottfried Habenicht: Leid im Lied. Südost- und ostdeutsche Lagerlieder und Lieder von Flucht, Vertreibung und Verschleppung. Freiburg 1996, 472 S.
- Gottfried Habenicht: Wolgadeutsche Lieder aus Argentinien. Die Aufzeichnungen Thomas Kopps in der Kolonie Santa Teresa. Freiburg 1993, 104 S.
- Von Weihnachten bis Dreikönig. Authentische Tonaufnahmen 1953-1969 von Johannes Künzig und Waltraut Werner. Freiburg o.J.
- Elisabeth Fendl: Der karpatendeutsche Bestand im Tonarchiv des Johannes-Künzig-Instituts in Freiburg. In: Karpaten Jahrbuch 2006. Stuttgart 2005, S. 138-147.
- Elisabeth Fendl: Materialien zur Egerländer Volksmusik im Johannes-Künzig-Institut in Freiburg. Teil 1. In: Sänger- und Musikantenzeitung. Zweimonatsschrift für Volksmusik. Jg. 45, Heft 1 (Januar/Februar 2002), S. 32-35. Teil 2. In: Sänger- und Musikantenzeitung. Jg. 45, Heft 2 (März/April 2002), S. 99-101.
- Elisabeth Fendl: Ehe sie verklingen Johannes Künzig und sein Tonarchiv (in Vorbereitung)
- Johannes Künzig: Elfhundert Tonbänder dokumentieren deutsches und europäisches Schicksal. Das Volkskunde-Archiv des Instituts für ostdeutsche Volkskunde in Freiburg. Der gemeinsame Weg. 2. Jg. (1976), Heft 2, S. 21-23, S. 22.