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20.05.2015

Demut und Macht. Die christlichen Kaiser der Spätantike

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Pomp & Circumstance"

Im Wintersemester 2014/15 und Sommersemester 2015 veranstalten das Institut für Geschichte der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg, eine Ringvorlesung unter dem Titel: "Pomp & Circumstance".

Den öffentlichen Vortrag am 20. Mai 2015 hält Prof. Dr. Hartmut Leppin (Frankfurt) unter dem Titel "Demut und Macht. Die christlichen Kaiser der Spätantike".

Zu Beginn des 4. jahrhunderts nahm Constantin der Große das Christentum an. Das bedeutete für die Christen des Reiches eine große Freude, schuf aber auch viele Probleme. Denn ein christliches Kaisertum war im Neuen Testament nicht vorgesehen. Man konnte nicht erwarten, dass der römische Kaiser, der zugleich der höchste heidnische Priester war, sich dem Christentum zuwenden würde. Was sollte man von einem solchen Herrscher erwarten? Welchen Regeln hatte er zu folgen? Während die Herrscher das Christentum in der Praxis erprobten, reflektierten christliche Denker in vielfältiger Weise darüber. Gegen Ende des 4. Jahrhunderts setzte sich ein Gedanke durch, dem eine große Nachwirkung beschieden sein sollte: Man erklärte die Demut zu einer kaiserlichen Tugend. Das ist paradox, da der Kaiser der mächtigste Mann war, gewohnt, sich im Gepränge von Macht und Reichtum zu zeigen. Lange wurde die Forderung nach Demut als eine Erniedrigung des Kaisers unter christlichen Vorzeichen verstanden, doch hat die neuere Forschung eine andere Sicht auf die Dinge gewonnen: Demut konnte die Macht des Kaisers erhöhen. Denn mit demütigem Verhalten vermochte er Fehler zu bekennen und auszugleichen, womit er Gegnern den Wind aus den Segeln nahm. Ferner konnte er aufgrund seiner Demut eine geistliche Autorität gewinnen, wie sie sonst nur Priester besaßen, und diesen damit Konkurrenz machen. So wuchs mit der Demut die Macht der christlichen Kaiser.

Veranstaltungsort: Lambertikirche, Markt 17, 26211 Oldenburg

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