Vortrag von Hans-Ulrich Wagner: Der Medienarbeiter Siegfried Lenz Ostpreußen und Norddeutschland, Heimatsuche und Welterfahrung im frühen Rundfunkwerk des Autors

21.05.2025 um 19:00 Uhr
Landesbibliothek OldenburgPferdemarkt 15
26121 Oldenburg
Das Bundesinstitut, die Landesbibliothek Oldenburg und der Verein der Freunde und Förderer der Landesbibliothek Oldenburg laden herzlich zu einer Veranstaltung über den weitgehend unbekannten Medienarbeiter Siegfried Lenz ein.
Er steht im Zentrum des Vortrags von Hans-Ulrich Wagner, der die Radio-Arbeiten von Siegfried Lenz vorstellt und deutlich macht, wie wichtig die Arbeit für den Rundfunk für Lenz und andere bundesrepublikanische Schriftstellerinnen und Schriftsteller war.
Siegfried Lenz, 1926 in Lyck, in Masuren/Ostpreußen, geboren und 2014 in Hamburg gestorben, war einer der produktivsten Medienarbeiter in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit. Nicht nur in seinen Erzählungen, Romanen und Bühnenwerken, sondern auch in zahlreichen Hörspielen, Hörfolgen, Features, Glossen und Kritiken gestaltete er seine Themen: den Verlust von Heimat und das Schicksal der Vertreibung, die Suche nach einer neuen gesellschaftlichen Selbstvergewisserung und die Möglichkeiten des individuellen Handelns. Vor allem die literarischen Anfänge von Siegfried Lenz waren aufs engste verbunden mit den Kultur- und Nachtprogrammen der Rundfunkanstalten in den 1950er und 1960er Jahren. Hier erprobte der junge Journalist und Autor Siegfried Lenz neue Ausdrucks- und Erzählformen. Als Intellektueller widmete er sich den gesellschaftlichen Fragen der Nachkriegszeit, als Schriftsteller erschrieb er sich humorvoll und engagiert seine „Sitzplätze eines Autors“, wurde vom ‚heimatvertriebenen Ostpreußen‘ zu einer Hamburger Institution, ging auf Reisen und wurde zu einem norddeutschen Weltbürger.
Hans-Ulrich Wagner, Dr. phil., ist Herausgeber der 2.700 Seiten starken dreibändigen Ausgabe der Rundfunkstücke von Siegfried Lenz, die Ende 2024 im Verlag Hoffmann und Campe erschien. Wagner leitet am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Hamburg das Forschungsprogramm Wissen für die Mediengesellschaft und verantwortet den Kompetenzbereich Mediengeschichte. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte sind die Beziehungen von Rundfunk und Literatur.
Zitate von Siegfried Lenz zum Thema „Rundfunk“
- Es war … der Versuch, neben dem Schreibstil einen Sprechstil auszubilden. Wie es mir gelungen ist, das wage ich nicht zu behaupten und zu beurteilen, aber immerhin legte das Medium Rundfunk nahe, sich anders zu äußern als am Schreibtisch, auf dem weißen Papier. Das war die eine Erfahrung. Und dann habe ich natürlich in den verschiedenen Redaktionen mitgearbeitet … und habe gemerkt, dass man das durchaus vereinbaren kann mit der Arbeit am Schreibtisch … Es war keine Nebenarbeit, sondern es waren Arbeiten, die nebenher liefen und gleichgewichtig waren …
(Siegfried Lenz, 5.1.1986)
- Wir alle lebten zu einem gewissen Teil vom Rundfunk.
(Siegfried Lenz, 5.1.1986)
- Der Rundfunk übernahm hier für den jüngeren Schriftsteller etwas, das man sich nur wünschen konnte, nämlich eine durch und durch mäzenatische Funktion. Das ist nicht mir allein so gegangen, sondern vielen meiner Kollegen, die – und dessen bin ich ganz sicher – ohne die Arbeit am Rundfunk nicht in der Lage gewesen wären, ihre literarische Arbeit so weiter fortzuführen, wie sie es getan haben.
(Siegfried Lenz, 5.1.1986)
Abbildungen: Siegfried Lenz, 1970. © NDR und die neue Lenz-Werkausgabe der „Rundfunkstücke“ (privat)