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Ölstudie von Ludwig August MostInv.-Nr.:MNS/E/2916 Maße:25,6 x 31,8 cm Datierung:10. Juni 1836 Beschreibung:Die Ölstudie auf Holz mit der Gestalt einer jungen Frau ist ein außergewöhnlich wertvolles Exponat der Abteilung "Ethnographie Pommerns" hinsichtlich der Pyritzer Tracht. Ihr Schöpfer ist Ludwig August Most, Stettiner Genremaler und Portraitist (1807-1883), der in seinen Arbeiten häufig Elemente der pommerschen Folklore abbildete. Das Bild ist mit Sicherheit eines der ältesten erhaltenen ikonographischen Dokumente der Pyritzer Tracht. Man erkennt sofort, dass letztere hier viel einfacher und weniger effektvoll ist als die spätere Version aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die schon in vielen Publikationen und auf vielen Photographien festgehalten wurde und deshalb bekannt ist.
Der Betrachter sieht die Frau im Profil, den Kopf in seine Richtung gewandt. Sie trägt einen üppig gefältelten roten Rock mit dichten schwarzen Längsstreifen, der unten mit einem Streifen grünen Stoffes abschließt (Bänder). Seine ausladende Gestalt zeugt davon, dass sich darunter weitere Röcke befinden. Die Länge bis zur halben Wade entspricht der Länge der glatten roten Schürze. Das schwarze Mieder ist mit einer blauen Schleife gebunden und hat schmale Ärmel, die von blauen Manschetten abgeschlossen werden und zu knöpfen sind, unter dem Ärmel lugt die weiße Manschette der Bluse hervor. Das Dekolleté wird von einer weißen Faltenkrause bedeckt. Auf den Schultern trägt die Frau ein Tuch, das auf den halben Rücken hinunterreicht; es ist schwarz und ganz mit Stickereien geschmückt in Rot, Grün und Gelb.
Als großes (symmetrisches) Muster auf dem Rücken erscheint das charakteristische Motiv der Tulpe. Zu Schultern und Brust hin gehen sie in Formationen aus kleineren Blümchen und Stengelchen über. Die Kopfbedeckung setzt sich aus zwei Elementen zusammen: einer flachen schwarzen Haube und einem weißen gefälteten Band, welches das Gesicht umrahmt, Haare und Stirn dabei unbedeckt lassend. Die Haube weist bei den Ohren eine deutliche Einbuchtung auf, hinten ist sie mit einer großen, schwarzen Schleife versehen, deren Bänder bis auf die Taille herabfallen; Schnürbänder unter dem Kinn fehlen. An den Beinen trägt die Frau rote Strümpfe mit Stickereien, die symmetrisch auf beiden Seiten von Knöchel und Wade angeordnet sind. Flache, schwarze Pantoffeln ohne Fersenhalt sowie ein schwarzer Schmuckmuff von beträchtlichen Ausmaßen, mit einer blauen Schleife in der Mitte, vervollständigen die Tracht. Durch den Muff ist ein rotes, wahrscheinlich besticktes Tuch gezogen. Das Bild stellt eine junge, verheiratete Frau in Festtagskleidung dar.
Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich diese Tracht von der späteren Version. Grundsätzlich hat sie weniger Schmuckelemente und ist farblich stärker abgetönt. Die Silhouette bewahrt die natürlichen Proportionen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewirken Üppigkeit und Dicke der Materialien eine optische Verzerrung der Proportionen: ein sehr viel kürzerer Rock gibt (wenn die Länge der Schürze unverändert bleibt) die charakteristischen Strumpfbänder mit den Schleifen frei, und die Ärmel des Mieders werden mit zwei bzw. drei grünen Bändern von ca. 12 cm Länge geschmückt. In der Dekoration der Schultertücher dominieren große rote Rosen.
Zu den Zeichnungen von Ludwig August Most
Copyright © 2004 by Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) and the author, all rights reserved. This work may be copied for non-profit educational use if proper credit is given to the author and BKGE. URL zur Zitation dieses Beitrages: https://www.bkge.de/weizackertracht/8360.html Stand:
05.07.2005 |
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