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Frau Backhaus und ihre Weizackertracht

Rezeption und Konstruktion einer Kleidungsform und ihrer Bedeutung

Britta Kühne

Vorbemerkung

Dieser Beitrag, der auf einer im Juli 2001 fertiggestellten Staatsexamensarbeit im Fach Textilwissenschaft der Universität Oldenburg beruht, orientiert sich an den Forderungen der sozialwissenschaftlich ausgerichteten Kleidungsforschung, deren Anliegen es ist, über die (textilen) Realien hinausgehend Kleidung im gesellschaftlichen Zusammenhang zu untersuchen. Dieses schließt die Betrachtung soziokultureller Bedingungen und historischer Entwicklungen ein. Unter Kleidungsforschung wird hier also sowohl historische als auch Gegenwartsforschung verstanden. (1)

Den Kern des Projektes bildete eine empirische Recherche, die den Umgang mit Bekleidung durch eine bestimmte Person zum Gegenstand hatte. Im Zentrum des Interesses steht Frau Käthe Backhaus (2) als aktives Mitglied der Kulturarbeit der Vertriebenen, die sich seit langem mit der historisch-ostdeutschen Trachtenpflege nach 1945 auseinander setzt - speziell mit der pommerschen Weizackertracht.

Untersucht wurde eine Bekleidungsform, die nicht im Alltag getragen wird, aber dennoch einen alltäglichen Umgang erfährt. Diese Sonderform soll unter verschiedenen Aspekten betrachtet und anschließend in den gesellschaftlichen Kontext eingeordnet werden. Die Frage, durch welche Einflussfaktoren Bekleidungselemente zu einer "persönlichen Tracht" werden, soll ebenfalls ihre Beantwortung finden.

Hierbei ergänzen einander zwei Komplexe: die Lebensgeschichte und die Tragebiographie der Gewährsperson (bezogen auf das zu untersuchende spezielle Kleidungsensemble). Ihr Zusammenspiel konnte nur dank der vielfältigen Materialsammlung, die mir von Frau Backhaus dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde, ausgewertet werden.

1. Einleitung

Kleidung ist eine kulturelle Erscheinung, die in unterschiedlicher Ausprägung jeweils an Ort, Zeit und soziale Trägergruppe gebunden ist. Sie ist sensibler Indikator für kulturelle Prozesse und unterliegt Modeströmungen, deren Ursachen und Auswirkungen zu untersuchen sind. Kleidungsforschung ist damit eine vielschichtige Kulturforschung. (3)

Forschungsrelevante Fragestellungen

Der nachfolgende Einblick in die Lebensgeschichte der Gewährsperson einschließlich Eckdaten dient als Orientierungshilfe, um Ereignisse, Erfahrungen und Situationen zu umrahmen. Weiter wendet er sich konkret dem Objekt zu, das sich im Besitz der Gesprächspartnerin befindet. Der Gegenstand selbst, das Kleidungsensemble während eines bestimmten Zeitraums (hier 1988 bis 2001), steht im Mittelpunkt des Interesses. Betrachtet werden hauptsächlich Entstehung, Ästhetik, Herstellung und Material des Ensembles, also eher seine äußere Erscheinungsform.

Hernach beleuchte ich die Hintergründe, vor denen aus der obigen Erscheinungsform Frau Backhaus´ persönliche "Weizackertracht" wird, die bestimmte Ideen-, Werte- und Vorstellungssysteme widerspiegelt. Die hier zu stellende Frage lautet: "Durch welche Einflussfaktoren wird aus einer Kleidung, rein ´oberflächlich´ betrachtet, eine persönliche ´Tracht´?"

Diese Einflussfaktoren werden in drei Komplexe gegliedert betrachtet, die sich untereinander ergänzen. Der erste setzt sich mit dem Trageverhalten der betreffenden Person auseinander; wichtige Punkte sind hier die Intention und die Motivation der Trägerin, aber auch das Material, an dem sie sich bei der Fertigung ihrer Tracht orientierte. Der zweite Komplex beschreibt den Heimatbegriff aus Sicht der Gewährsperson. Der dritte Komplex wendet sich in kurzer Form der Vertriebenenproblematik zu, die in diesem Zusammenhang als erwähnenswert erachtet wird. Frau Backhaus ist Vertriebene aus Pommern und landsmannschaftlich organisiert.

Innerhalb dieser Gliederungspunkte findet eine Analyse und Interpretation von Frau Backhaus´ Weizackertracht im gesellschaftlichen Kontext statt. Daraus ergeben sich für das Resümee, unterschiedliche Funktionen der Bekleidung, welche die Bedeutung des Kleides für die Befragte, seinen Stellenwert in ihrem Leben und Fragen nach dem Umgang mit der Kleidungsform betreffen.

Methode

Die methodische Annäherung an den Forschungsgegenstand orientiert sich am Instrumentarium moderner empirischer Forschung, das mit zunehmender Hinwendung der wissenschaftlichen Volkskunde zu den Sozialwissenschaften neben den traditionellen Verfahren (Gewährsleutebefragung, teilnehmende Beobachtung), auch quantifizierende und qualitative Erhebungsmethoden (Oral history, narrative Interviews) mit einbezieht. (4) Die Analyse des gesellschaftlichen Umfeldes der Kleidung bedingt eine Quellenerschließung, die über eine "enge" Realienforschung hinausgeht. Zur Verfügung stehen schriftliche Zeugnisse, Bildbelege und mündliche Aussagen, die, wenn sie kritisch hinterfragt werden, weiterführende Informationen liefern. (5)

Zu den unentbehrlichen Quellen gehören bildliche Darstellungen, die ebenfalls stets sorgfältige Quellenkritik erfordern. Bildzeugnisse, darunter auch die als direkte Widerspiegelung der Wirklichkeit geltenden Photographien und Filme, zeigen lediglich Ausschnitte, die teilweise bewusst, teilweise unbeabsichtigt von den HerstellerInnen und/oder den KonsumentInnen gewählt wurden. Sie sind daher nicht Abbild der Realität, sondern Interpretation, somit aber auch gute Gradmesser für Zeitströmungen und Zeitgeschmack. (6)

Mündliche Befragungsergebnisse bilden eine weitere Quellengattung, die für die Kleidungsforschung wichtig sein können. Relevante Erkenntnisse über subjektive Bewertungen, Einstellungen und Umgangsformen in Bezug auf Kleidung lassen sich in Interviews ermitteln. Bei der Auswertung der erhobenen Daten sind verschiedene Gesichtspunkte zu beachten: Vergangenes wird aus der Perspektive der Gegenwart erklärt und in der Rückschau oft verklärt. (7)

Unter Interview versteht die Sozialforschung "ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlaßt werden soll." (8) Als Alternative zu den harten Vorgehensweisen gilt in der Volkskunde das offene Interview (auch narratives, unstrukturiertes, themenzentriertes oder fokussiertes Interview), das sich an gewohnte Kommunikationsweisen und alltägliche Gesprächsformen annähert. Es sollte allenfalls mit Hilfe eines flexiblen Interviewleitfadens gesteuert werden oder noch besser vom thematischen Bewusstsein des Fragenden. (9)

Davon ausgehend wird in dieser Arbeit versucht, eine Vielzahl von Quellengruppen zu bearbeiten und zu analysieren. Grundlage der Untersuchungen ist ein Fallbeispiel, das in diesem Zusammenhang nicht den Anspruch des Repräsentativen erheben kann und will.

Quellenzugriff

Als wichtigste Quellengruppen werden verwendet:

a. Lebensgeschichtliche Erzählungen und Berichte, die in Form von Interviews und ergänzend wirkenden Fragebögen aufgezeichnet wurden. Hier muss hinzugefügt werden, dass aus unterschiedlichen Gründen keine Tonbandaufnahmen existieren, sondern die Informationen handschriftlich festgehalten wurden.
Der im letzten Interview eingesetzte Fragebogen erweiterte bereits vorhandene Aussagen und beantwortete im Nachhinein entstandene Fragen.

b. Die Gesprächspartnerin stellte dem Projekt bereitwillig ihre Sammlung zur Thematik zur Verfügung. Diese setzte sich zusammen aus:

  • Bildmaterialien in Form von Photoalben, die extra für unser Treffen angelegt oder über die Jahre zusammengestellt wurden.
  • Photos, Berichte und Zeitungsartikel, die der Gewährsperson von Bekannten überlassen wurden.
  • Schnittmuster bestimmter Kleidungsteile.
  • Eine Examensarbeit von 1954 und eine Schulabschlussarbeit (um1961) ihrer Tochter zur Weizackertracht.
  • Persönliche Aufzeichnungen, in denen Frau Backhaus Teile ihrer Lebensgeschichte, Erinnerungen, Sehweisen und nicht zuletzt ihre Selbstdarstellung preisgab, nehmen in der Bearbeitung einen besonderen Stellenwert ein.

c. Beiträge aus der Vertriebenenpresse.

2. Käthe Backhaus - ein Fallbeispiel

Die folgenden Ausführungen basieren auf der individuellen Fallrecherche. Durch die Analyse von Interviews, Abbildungen und Kopien historischer Texte, Photos aus diversen Alben, selbst geschriebenen Erinnerungen seitens Frau Backhaus, Veröffentlichungen von Frau Backhaus in einem Buch und auch anhand der Realien wurde versucht, einen Einblick in ihr Selbstverständnis und ihre Lebensgestaltung zu bekommen.

2.1. Szenarium der Besuche und Interviewsituation

Die erste persönliche Begegnung mit Frau Backhaus und der Gruppe des Forschungsprojekts erfolgt in einer ihr vertrauten Umgebung, ihrem Haus in Heeslingen, Ende November 2000.

Käthe Backhaus macht von Anfang an einen unkomplizierten und bezogen auf unsere Thematik mitteilungsfreudigen Eindruck. Schon beim Betreten des Hausflures werden wir auf diverse Exponate, wie Bilder, Photos, Puppenpaare und Trachtenteile aufmerksam gemacht.

















Der Einzug ins Wohnzimmer zeigt, Frau Backhaus ist bestens vorbereitet. Auf einem Tisch sind folgende Gegenstände arrangiert:

  • Zwei schwarze, mit einem Samtband durchzogene Schürzen (ein Original aus Pommern, eine nachgefertigte).
  • Ein farbenprächtiges Tuch (nach Aussage von Frau Backhaus auch ein Original).
  • Ein Zinnfigurenpärchen in Weizackertracht, das in Lübeck gefertigt wurde.
  • Vier Abbildungen der Weizackertracht (ohne Abbildungsnachweis, befinden sich auch gerahmt in ihrem Flur) für uns zur Mitnahme.
Nach der Bewirtung stellt Frau Backhaus uns ihr gesammeltes Material zur Verfügung. Persönliche Photos werden ergänzt von einschlägiger Literatur zur Weizackertracht, von Aufnahmen, die ihr von Bekannten überlassen wurden und von Alben, die extra für unseren Besuch entstanden sind. Das Betrachten der vielfältigen Sammlung unsererseits wird durch das Erzählen persönlicher Daten, Erlebnisse und Anekdoten von Seiten Frau Backhaus ergänzt. Erwähnenswert ist, dass während der gesamten Zeit des Besuchs der Computer in Betrieb ist - ein Zeichen, das vielleicht auf die Vitalität der Gastgeberin schließen lassen soll.

Um das umfangreiche Material vervielfältigen zu können, wird ein Termin in der Universität Oldenburg vereinbart. Am 13. Dezember 2000 trifft Frau Backhaus schwer beladen mit dem eigenen Auto ein. Während Unmengen von Kopien und Photographien gemacht werden, zeigt Frau Backhaus ein reges Interesse an der Durchsicht der von uns gesammelten Informationen zur Weizackertracht, die mich veranlassen, weitere Fallaussagen zu notieren und später auszuwerten.

Nachdem mir Frau Backhaus im April 2001 persönliche Aufzeichnungen geschickt hat, in der sie ihre Sicht zur Geschichte der Weizackertracht formuliert, vereinbare ich einen weiteren Gesprächstermin.

Im Juli 2001 besuche ich Frau Backhaus ein weiteres Mal in Heeslingen. Die Gesprächssituation ist diesmal eine andere, der "offizielle" Charakter, bedingt durch die Anwesenheit von VertreterInnen der Universität, entfällt. Das Interview nähert sich eher der Konstellation einer Großmutter-Enkelin-Gesprächssituation an. Meine Gesprächspartnerin erzählt meist mit großer Bereitwilligkeit, sie scheint offensichtlich froh, wieder einmal eine aufmerksame Zuhörerin in der Person einer Studentin, die sich schriftlich mit ihrer persönlichen Geschichte auseinander setzen will, vor sich zu haben.

2.2. Biographie Käthe Backhaus

Der Lebenslauf erfasst die soziale und regionale Herkunft von Frau Backhaus und Daten ihrer Lebensgeschichte, die im Folgenden in gekürzter Form wiedergegeben werden. Anhand von Eckdaten soll ein Einblick in ihre Lebenssituation gewährt werden. Zum Zeitpunkt der Interviews ist Frau Backhaus 76 bzw. 77 Jahre alt und wohnt in Heeslingen (in der Nähe von Zeven).

Zu den Lebensdaten

2.3. Das Kleidungsensemble als Objekt

In den folgenden Ausführungen soll in Form einer Tragebiographie eine Beschreibung der einzelnen Ensembleteile erfolgen. Diese beruht auf Photoaufnahmen aus einem Album, das Frau Backhaus im November 2000 zusammengestellt hat, und berücksichtigt den Zeitraum von 1989 bis 1999. Die Reihenfolge der Materialien richtet sich nach dem Ablauf des Ankleidevorgangs, den Frau Backhaus in einem Gespräch schilderte.

Die einzelnen Kleidungsteile sollen unter folgenden Aspekten betrachtet werden: Ästhetik, Kulturgeschichte, Produktion und Konsumtion. Die einzelnen Bereiche werden nicht explizit aufgeführt, sondern nur dort genannt und betrachtet, wo auch Informationen der Trägerin vorliegen.

Die Darstellung der einzelnen Kleidungsstücke beruht nicht auf einer Inventarisation, sondern auf der Beschreibung der Fertigungsmöglichkeiten und Improvisation der Einzelteile aus Sicht der Trägerin. So erfahren die Objekte eine eher oberflächliche und allgemeine Beschreibung - es wurden die Informationen verwendet, die die Trägerin wusste bzw. erzählte. (11) Dabei rücken die textilen Techniken, die Maße und die Schnitte oftmals in den Hintergrund. Die später noch folgende Betrachtung des Exponats im Ganzen ermöglicht eine komplexe Sehweise - denn Kleidung wird hier als strukturelles System verstanden, nicht einfach als additive Summe einzelner Kleidungselemente. Da sich dieses System nicht an den Exponaten ablesen lässt, zeigt sich hier die Wichtigkeit der Trägerinnenbefragung. (12)

Für die Untersuchung der Tragebiographie, also einer bestimmten Zeitspanne, werden auch Informationen über Veränderungen oder Neuerwerbungen mit hinzugenommen. Informationen, ebenso die aufgeführten Zitate, bezüglich der Kleidungselemente wurden aus Gesprächen und einem Schreiben (April 2001) von Frau Backhaus, in dem sie die Geschichte der Weizackertracht aus ihrer Sicht schildert, verwendet.

2.4. Beschreibung der einzelnen Ensembleteile

1. Unterwäsche

2. Strümpfe

3. Unterröcke

4. Bluse

5. Oberrock

6. Jacke

7. Schürzen

8. Tasche

9. Tücher

10. Haube

11. Spitzenkragen

12. Kette

13. Schuhe

14. Handschuhe

15. Muff

2.5. Tragebiographie

Den intensiveren Wunsch, sich mit der Fertigstellung einer textilen, historisch belegten Realie zu beschäftigen, erlangte Frau Backhaus 1987 durch die Anfertigung von Puppen in der "Weizackertracht". Aus dieser Erfahrung heraus wird beschlossen, in Gemeinschaftsarbeit eine "große Tracht" zu fertigen.

Auf die Frage hin, aus welchem Anlass diese Auseinandersetzung gerade 1988 begann, nennt Frau Backhaus den gleichzeitigen Beginn der Trachtenpflege in Heeslingen. Diese Tatsache wird nicht als Widerspruch gesehen, sondern vielmehr als Impulsgeber, als Anstoss zum eigenen Handeln. Als weiteren Grund für das recht späte Interesse an der Gestaltung einer "Tracht" nennt die Befragte den Fakt, dass sie im Alter mehr Zeit für sich hätte. Diese Aussage kann durch einen Leserbrief, den Frau Backhaus in der "Pommerschen Zeitung" 1996 veröffentlichte, belegt werden: "Vielleicht ist dieser Aufruf aber auch besonders günstig, da die meisten von uns schon im Rentenalter sind und jetzt mehr Zeit und Muße haben, sich an daheim zu erinnern und die alten Photos zu sortieren. Ich würde mich jedenfalls über ein großes Echo sehr freuen." (14)

Den Heeslingern wollte sich Frau Backhaus aus Kontaktmangel und weil in der Gruppe gesungen und getanzt werden sollte, nicht anschließen.

Frau Backhaus ist sehr stolz, dass sich bereits drei Generationen (sie selbst, ihre Tochter und ihre Enkelin/Tochter des Sohnes) in den Ensembles präsentieren. Alle drei Kleidungsformen werden in ihrem Haus aufbewahrt. Davon gehören zwei (ein Rock aus Wolle, ein Rock aus Kunstfaser) zum Privatbesitz von Frau Backhaus und eine Kombination gehört der Heimatstube Korbach (Rock aus Wolle). Die Letztere wurde durch den Gewinn aus einer Tombola finanziert. Über die entstandenen Kosten ihrer Anfertigungen kann Frau Backhaus keine Angaben machen. Nach ihren Aussagen ist ein enormer Wert entstanden.

Auf den Heimattreffen in Korbach trägt noch eine ältere Frau diese Kleidungsform, die bei einer ebenfalls vertriebenen Familie Schulz/Siede aus Korbach für diesen Anlass ausgeliehen wird. (15) Drei Männer präsentieren sich in ihren männlichen Pendants.

Der Ankleidevorgang dauert ca. eine Stunde und wird erleichtert, wenn eine weitere Person, wegen der Befestigung der vielen Sicherheitsnadeln, hilft. Durch dieses spezielle Anlegen der Bekleidung ist Frau Backhaus - vor allem durch das Volumen und das schwierige Arrangieren einzelner Teile - stark in ihrem Repertoire an Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Die schwere Kleidung kann zu den besonderen Anlässen erst vor Ort angelegt werden und wird z. B. zum Essen wieder ausgezogen. Dieser Vorgang unterstützt die Bestimmung als "Schautracht", wodurch an die Trachtenpflege vor 1945, wenn auch auf einer gewandelten Ebene (16), angeknüpft wird. Mit den Kleidungsensembles wird äußerst sorgfältig umgegangen; alle drei werden auf Bügeln in einem Schrank bei Frau Backhaus aufbewahrt. Auch die Reinigung liegt theoretisch in der Obhut von Frau Backhaus, wobei diese noch nicht stattgefunden hat. Dies begründet sich aus den doch recht seltenen Trageanlässen, die sich hauptsächlich auf den Vertriebenenzusammenhang beschränken. Ankleidemöglichkeiten bieten sich durch die zweijährig stattfindenden Heimattreffen in Korbach, die ebenfalls alle zwei Jahre organisierten Pommerntage oder bei nachbarschaftlichen Geburtstagsgratulationen. Einmalig wurde das Ensemble zu einer Wahl in Heeslingen getragen.

Während der diversen Besuche in Polen präsentiert sich Frau Backhaus nicht in der Kleidungsvariante, mit der Begründung, den Polen ihre Weizackertracht nicht zeigen zu wollen, da sie deutschen Ursprungs wäre und die Polen kein Interesse daran zeigen würden und haben sollten.

Für Frau Backhaus ist die Beschäftigung mit der Weizackertracht und das Tragen ihrer eigenen Kleidungsform eine Art der Traditionspflege, eine Verbindung zur Heimat. Ihr liegt am Herzen, das deutsche Kulturgut zu bewahren. In diesem Zusammenhang nennt sie auch Kirchen, Denkmäler und Gutshäuser, die sie für dokumentationswürdig hält, bevor "die Polen alles verfallen lassen".

Auf die Frage, ob die "Weizackertracht" heute, im alten Gebiet, aber jetzigen Polen, eine Trageberechtigung hätte, bezeichnet sie die Tracht als deutsches Volkseigentum, als Volkstracht, die dem deutschen Volk gehört, und den Polen gesteht sie zu, sich ihre eigene Tracht zu fertigen, "da sie doch so geschickt sind".

3. Einflussfaktoren

Die Gliederung der Einflussfaktoren in drei Komplexe ermöglicht eine gezieltere Betrachtungsweise bezogen auf das Kleidungsobjekt. Die Trennung in thematische Bereiche bedeutet aber keine Abgrenzung der einzelnen Einflussbereiche voneinander, vielmehr bedingen und ergänzen sie sich untereinander. Im Folgenden werden die Komplexe "Trageverhalten", "Heimatbegriff" und "Vertriebenenproblematik" vorgestellt.

3.1 Einwirkungen auf das Trageverhalten

Die Faktoren, die auf das Trageverhalten von Frau Backhaus einwirken, sind wesentlich, um zu verstehen, auf welche Weise die Weizackertracht für sie zu einer "persönlichen Tracht" wird. Die Intention und die Motivation, die sie veranlassen, sich mit dem Kleidungsensemble auseinander zu setzen, wurden schon in Punkt 2.5. geklärt. Im Weiteren soll erläutert werden, mit welchem Material bzw. mit welchen Orientierungshilfen sich Frau Backhaus auseinander gesetzt hat und welches Bild der "Weizackertracht" sie sich geschaffen hat.

Die Trägerin stützt sich in ihrer Ausrichtung hauptsächlich auf persönliche Photographien ehemaliger "Trägerinnen der Weizackertracht" bzw. Abbildungen, die ihr von anderen Vertriebenen überlassen wurden, oder auf mündliche Aussagen und Hinweise. Anregungen erhielt Frau Backhaus vor allem von einer ebenfalls vertriebenen Familie aus Hannover, die noch Farbphotos und eine Diaserie über die "Weizackertracht von zu Hause" besitzt.

Weder die Familie von Frau Backhaus noch sie selbst haben je eine "historische Form der Weizackertracht" getragen. Der einzige Kontakt, den sie mit dieser Art der Kleidung verbindet, ist eine Puppe in "Weizackertracht", die ihre Mutter als kleines Kind geschenkt bekam und die nur zu besonderen Anlässen betrachtet werden durfte. Diese und weitere Erinnerungen wurden in einem Buch von Alfred Cammann veröffentlicht. (17) Auch 30 Jahre später begleitet Frau Backhaus die Erinnerung an die Puppe: am Sterbebett ihrer Mutter (1956) machte sie sich schriftliche Aufzeichnungen von deren Aussagen zur Zusammenstellung der Puppentracht, die sich heute noch in ihren Unterlagen befinden.

Weiter hat Frau Backhaus diverse Aufsätze, Artikel, Bücher und Abbildungen zur historischen Kleidungsform im Weizacker gesammelt, aber auch Photos, die die jetzige Kleidungsform im privat-familiären und im landsmannschaftlichen Zusammenhang dokumentieren.

Ebenso sind Frau Backhaus die Abhandlungen zur Weizackertracht von Robert Holsten um 1911/1914 bekannt, in denen er für das Jahr 1910 im Kreis Pyritz lediglich noch sieben Männer und 268 Frauen als Trachtenträger bzw. -trägerinnen nachweisen kann. Die daraus eventuell zu ziehende Schlussfolgerung, dass es sich bei der Weizackertracht vielleicht nie um eine lebendige Tracht, sondern immer schon um eine "Schautracht" gehandelt haben könnte, haben für ihre Aktivitäten keine Relevanz. Frau Backhaus orientiert sich an Photos, die für sie die Realität widerspiegeln und ihre Auffassung unterstützen, die Weizackertracht sei eine Volkstracht, in ihrem Sinne ein bewahrenswertes deutsches Kulturgut. Die Bemerkung, dass die "Weizackertracht" eine ursprünglich deutsche Volkstracht ist, bedeutet Frau Backhaus sehr viel.

Nach Meinung von Frau Backhaus darf diese Volkstradition nicht in Vergessenheit geraten und bedarf daher einer besonderen Pflege, die sich in der Konstruktion einer persönlichen "Weizackertracht" äußert. Das geschaffene Gebilde erweist sich als eine Kombination aus Improvisation und Nachahmung von Vorbildern.

Was andere äußerlich noch als Weizackertracht erkennen, bestimmt den Rahmen der Improvisation. Eine Bestätigung ihrer Präsenz in "Tracht" erfährt Frau Backhaus durch die positiven Reaktionen ihrer landsmannschaftlichen Bekannten. Das Kleidungsensemble erhält also einen Wiedererkennungswert, der an äußerlichen Zeichen, die in Anlehnung an die historische Tracht entstanden sind, festgemacht wird.

3.2. Heimatbegriff

Unter diesem Punkt soll das Heimatverständnis der Befragten betrachtet und hinterfragt werden. Unterstützt oder relativiert werden ihre Aussagen durch wissenschaftliche Positionen zum Heimatbegriff. Im Wesentlichen soll herausgearbeitet werden, inwiefern sich "Heimat" in dem Kleidungsensemble widerspiegeln kann. Nur die wesentlichen Punkte können hier genannt werden.

Der Heimatbegriff wird in den meisten Äußerungen von Vertriebenen in seiner gängigen Formelhaftigkeit verwendet, wobei die Blickrichtung auf eine Geburts- und Wohnheimat durch Betrachtungen auf das Menschenrecht Heimat untermauert wird. (20)

Schon nach ersten Gesprächen mit Frau Backhaus können Vermutungen über ihren Heimatbegriff angestellt werden. Das Heimatempfinden stützt sich auf eine Heimatbegrifflichkeit, die sehr häufig als eine zeitliche Dimension beschrieben wird. Sie wird an Geburt und Kindheit festgemacht, die man in der alten Heimat erlebt hat. Das ideelle Konstrukt einer "guten alten Zeit" wird mit dem vergangenen, scheinbar viel glücklicheren Lebensabschnitt der Kindheit verwoben. (21)

Zum Vergleich soll hier der Ansatz einer Definition des Heimatbegriffs von Eduard Spanger eingebracht werden, der sich gegen das Verständnis von Heimat als gewachsene Bindung an die Herkunftsgemeinschaft wendet. (22) Er schreibt: "Es ist eine ganz falsche Vorstellung, daß man ... in eine Heimat hineingeboren werde. Zur Heimat wird diese ... erst dann, wenn man sich in sie hineingelebt hat. Deshalb kann man sich auch fern von dem Ort des Geborenwerdens eine Heimat schaffen." (23)

Diese Position teilt Frau Backhaus nur zum Teil, für sie existieren zwei Arten von Heimat. Die Bindung an die Herkunftsgemeinschaft beschreibt sie als ihre eigentliche Heimat, mit der sie den damaligen Freundeskreis, die Schulzeit, aber auch die Landschaft und das Gefühl, "mit offenen Augen durch das Leben gegangen zu sein", verbindet. Ihre heutige Lebens- und Wohnsituation bringt kein richtiges Heimatgefühl hervor, dennoch sieht sie Heimat auch dort, wo man sich wohl fühlt.

Vor allem durch die Beschäftigung mit bestimmten Objektbereichen, die vermeintlich besonders deutlich oder viel Heimat verkörpern, wird versucht, diese Diskrepanz von Heimat zu kompensieren. Als charakteristisch seien hier das Lied, das Bauernhaus, die "Volkskunst" und natürlich die Tracht genannt. Es kommt zu einem Geflecht von Demonstrationsobjekten, die häufig aus ihrem bisherigen Lebens-Zusammenhang gelöst oder gar für den sekundären Zweck neu konstruiert werden. Deutlich wird dieser Vorgang am Beispiel der Heimat- und Trachtenvereine, für die das Tragen der Tracht stellvertretend Heimatorientierung und -gesinnung verkörpern soll. An der Praxis und den Verlautbarungen solcher Vereine wird deutlich, wie verschiedene äußere Bestandteile der Volkskultur zu "Heimatzeichen" gemacht wurden. (24)

Diese Aussage wird von Manuela Schütze ergänzt, indem sie Heimat als Reduktion auf verschiedene Symbole oder Versatzstücke beschreibt, deren Aussagewert weniger in ihrer objektiven Qualität liegt als vielmehr in ihrem Vermögen, heimatliche Gefühle zu evozieren. (25) Als Beispiele nennt sie besondere Bereiche - hierzu gehören Landwirtschaft, Textilien, Kartenmaterial und Trachten - die nach gängigem Empfinden Heimat per se symbolisieren. Anwender und Anwenderinnen eines solchen Heimatbegriffs machen an diesen Exponaten nach wie vor "Heimat" fest. Sie identifizieren sich und ihre persönliche Geschichte mit diesen Symbolen von "Heimat". (26)

Hier sollte erwähnt werden, dass der Sinn der Zusammenkünfte der Vertriebenen, zu denen sich auch Frau Backhaus gesellt, neben der Pflege und Wahrung heimatlicher Kultur vor allem darin liegt, das Recht auf die Heimat immer wieder geltend zu machen und dieses Ziel auch bei der Jugend wach zu halten. (27) Auch in der Familie von Frau Backhaus gibt es das Projizieren heimatlichen Gedankenguts auf die nächste Generation.

3.3. Vertriebenenproblematik

Etwa 12 Millionen Menschen sind Ende des Zweiten Weltkriegs aus Ostdeutschland und den deutschen Siedlungsgebieten Osteuropas geflohen oder vertrieben worden. Etwa jeder Fünfte, vielleicht jeder Vierte, der heute in Deutschland lebt, stammt aus den Gebieten des Ostens oder kommt aus einer Familie von Vertriebenen oder Flüchtlingen. (28) So gravierende Einschnitte in das Leben wie diese oft unter erschreckenden Begleitumständen erzwungenen Umsiedlungen lassen sich nur selten von Menschen "endgültig" bewältigen.

Der erste Versuch der Vertriebenen, die zerbrochene Lebenseinheit wieder herzustellen, äußert sich in dem hartnäckigen Streben, die auseinander gerissenen Familien zusammenzuführen. Es folgen Bemühungen, den Kontakt mit Freunden und Nachbarn und Angehörigen der Orts- und Gemeindeverbände wieder herzustellen. Die Vertriebenen versuchen, ein zwischenmenschliches Gefüge in einer gewissen Ordnung wieder aufzubauen. (29) Diese Form des konzentrischen Kontaktaufbaus lässt sich auch bei Frau Backhaus erkennen. Nachdem bekannt war, wo sich einzelne Familienmitglieder befanden, unternahm die junge Frau noch vor 1950 erste Versuche, Adressen ehemaliger Klassenkameraden und -kameradinnen zu organisieren.

Keinen Anschluss an die heimische Bevölkerung gefunden zu haben, nennt sie als weiteren Grund für die Versuche, alte Kontakte zu pflegen. Auch dieses Problem der geringen Akzeptanz der ostdeutschen Bevölkerung im "Westen" ist in der einschlägigen Literatur bekannt. (30)

Um dem drohenden Vergessen entgegen zu wirken, um den Heimatgedanken zu pflegen und an die heranwachsende Generation weiterzugeben, formieren sich schon bald nach Kriegsende erste Gemeinschaften. Die Schicksalsgemeinschaft der Vertriebenen wandelt sich um in die Gemeinschaft derer, die rückblickend sich auch schon vor der Vertreibung schicksalhaft verbunden fühlten: In der "Fremde" wird aus dem gesellschaftlichen Neben- und Miteinander der Heimatgesellschaft die Heimatgemeinschaft. Dieses Gefühl wird von dem Umstand unterstützt, dass vom Heimatverlust nicht nur bestimmte Bevölkerungselemente, sondern sämtliche Sozialschichten und Bevölkerungsteile ohne Unterschied ihres Alters und Ansehens betroffen waren. (31)

Vor diesem Hintergrund kommt es zu organisierten Zusammenschlüssen. Organisationsformen sind die Pommersche Landsmannschaft, die sich im Juli 1949 in Berlin formiert, und die Heimatgruppe innerhalb der Landsmannschaft, die sich aus Pyritzern der einzelnen Wohnorte/Kreise zusammensetzt.

Mitte der 50er Jahre wird seitens des ostdeutschen Kreises Pyritz der Versuch unternommen, einen Patenkreis zu gewinnen. Im Juli 1959 kommt es zur Übernahme eines Patenschaftsverhältnisses durch den Landkreis Waldeck mit der Kreisstadt Korbach. Dieser Patenkreis erfüllt für die Vertriebenen wichtige Bedingungen: die Umgebung vermittelt ihnen, durch die Produktion ähnlicher landwirtschaftlicher Erzeugnisse und architektonische Ähnlichkeiten mit ihrer Heimat, ein Gefühl des Zuhauseseins. (32)

Ab 1961 bis heute finden regelmäßig alle zwei Jahre Heimattreffen der Pyritzer in Korbach statt. Frau Backhaus fehlte auf keinem der 21 Treffen. Der Kontakt entstand über ebenfalls vertriebene Bekannte und Freunde. Das erste Treffen besuchte sie noch allein, doch ab 1963 bis zu seinem Tod 1975 wurde sie von ihrem Mann begleitet, der nach ihren Aussagen dem Ganzen positiv gegenüberstand. In den 1980er Jahren nimmt auch die Tochter von Frau Backhaus an den Treffen teil und ab 1999 die Tochter ihres Sohnes.















1983 werden an Frau Backhaus diverse Ämter und Funktionen im Vertriebenenzusammenhang herangetragen: sie wird zweite Vorsitzende des Heimatkreisausschusses und Kulturreferentin des Kreises Pyritz. Ihre Aufgaben sind die Kontaktpflege zu den Pyritzern und Korbachern, die Vorbereitungen von Festen und Besuche von Seminaren des Pommernzentrums in Travemünde.

Frau Backhaus besucht die Heimattreffen zum Austausch von Erinnerungen, wegen der Geselligkeit an sich und um sich in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten bzw. Schicksalsträgern aufzuhalten. Durch die Zusammenkünfte wird der Zusammenhalt untereinander gefördert und die heimatliche Tradition weiter gepflegt. Als Beitrag zu dieser Traditionspflege versteht Frau Backhaus unter anderem das Präsentieren ihrer "Weizackertracht", die sie seit 1989 zu den Treffen trägt.

4. Resümee und Ausblick

Das textile Objekt, hier das Kleidungsensemble der Weizackertracht von Frau Backhaus, wird durch die drei beschriebenen Einflussfaktoren - Einwirkungen auf das Trageverhalten, Heimatbegriff und Vertriebenenproblematik - vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Kontextes zur "persönlichen" Weizackertracht von Frau Backhaus. Als solche übernimmt sie bestimmte Funktionen.

Vor dem Hintergrund sich wandelnder Faktoren, die das Kleidungsensemble während unterschiedlicher historischer Perioden beeinflusst haben, ergeben sich für die spezifische Weizackertracht von Frau Backhaus folgende Funktionen:


1. Einwirkungen auf das Trageverhalten:

  • Wandlung der Demonstrationsfunktion
    Nach Hermann Bausinger sind die demonstrativen Funktionen, die auch früher zur Tracht und zum Tragen der Tracht gehörten, nur sehr bedingt mit den heutigen, in einem anderen Zusammenhang stehenden, vergleichbar. Bei einer lebendigen Tracht geht es überwiegend um eine interne Demonstration von Rang, Stand oder Geltung, der spezielle Vorgang hier ist dagegen eine externe Schaufunktion. (33)
  • Funktion der Stilisierung
    Die Weizackertracht von Frau Backhaus wird so konstruiert, dass nur die wesentlichen Grundelemente der als Vorbild dienenden historischen Tracht übernommen werden. Diese Funktion wird zu einem Wiedererkennungswert in ihrem sozialen Umfeld.
  • Funktion als Erkennungszeichen der regionalen Herkunft
    Der Wiedererkennungswert wird durch den Umstand bedingt, dass besondere Attribute in einer bestimmten Gruppe bekannt sind. Der Wiedererkennungswert wird mit dem Herkunftsnachweis gekoppelt.
2. Heimatbegriff:

  • Funktion als Identifikationsträger
    Frau Backhaus identifiziert sich und ihre Geschichte mit bestimmten Symbolen: hier Tracht. Daraus ergibt sich die
  • Funktion als Erinnerungssymbol,
    das in Verbindung zur Heimat steht, zu einem Heimatzeichen wird und heimatliche Gefühle hervorruft.
  • Funktion als nationales Gebilde
    Diese Funktion ergibt sich aus der nationalen Gemeinschaft, die in diesem Fall nur deutsche Pommern für sich in Anspruch nehmen können. Es wird eine klare Abgrenzung gegenüber Polen vorgenommen.
3. Vertriebenenproblematik:

  • Funktion als Mittel der Inszenierung
    Der abgegrenzte Raum der Vertriebenentreffen bietet die Möglichkeit, diesen als Inszenierungsbasis zu nutzen. In diesem Raum treten die Personen als Repräsentanten bestimmter Werte und Ziele auf.
  • Funktion als Kulturgut/Werkzeug zur Traditionspflege
    Die Weizackertracht von Frau Backhaus wird, da sie als erhaltenswertes Kulturgut präsentiert wird, für die spätere Generation dokumentiert und erfahrbar gemacht.
  • Funktion als Auslöser für Gemeinschaft
    Das Tragen der Weizackertracht und die daraus resultierende Geselligkeit bedeuten für Frau Backhaus Spaß, Erlebnis, Anerkennung, Kreativität und Verständnis.



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URL zur Zitation dieses Beitrages: https://www.bkge.de/weizackertracht/8036.html


Anmerkungen

(1) Vgl. Böth 1994, S. 219.

(2) Für ihre Offenheit und alle Unterstützung sei Käthe Backhaus ganz herzlich gedankt.

(3) Böth 1988, S. 46.

(4) Vgl. Böth 1994,S. 223.

(5) Ebd.

(6) Ebd., S. 224.

(7) Ebd., S. 225.

(8) Brednich 1994, S. 86.

(9) Ebd., S. 86.

(10) Diese und weitere Erinnerungen sind in Cammann 1995 nachzulesen.

(11) Häufig führten Informationen zu Herkunft und Entstehung der einzelnen Teile und die Datierung der Photos und Abbildungen zu Verwicklungen, Spekulationen und unbelegten Aussagen, die in bestimmten Zusammenhängen nicht geklärt werden konnten.

(12) Vgl. Böth 1988, S. 50.

(13) In der Beschreibung des Materials wird im Folgenden häufiger von Schleifenband gesprochen. Hierbei handelt es sich vermutlich um eine industriell gefertigte Meterware (die nicht näher bestimmt werden konnte), die in ihrer Ausführung einem Seidenband ähneln soll.

(14) Backhaus 1996.

(15) Die Betrachtung der Familie Schulz/Siede wäre einen Exkurs wert, der in diesem Zusammenhang aber nicht stattfinden kann. Frau Siede hat während der NS-Zeit ihre "Weizackertracht" für Photographen als "Schautracht" angelegt.

(16) Bausinger spricht in diesem Fall von einer Wandlung der Demonstrationsfunktion der Tracht, von einer internen (vor 1945) zu einer externen (nach 1945) Demonstration. In: Bausinger 1979, S. 155.

(17) Cammann 1995.

(18) Kasten 1942.

(19) Ebd. S. 119.

(20) Greverus 1972, S. 40.

(21) Schütze 1995, S. 102.

(22) Frantzioch 1987, S.238.

(23) Ebd.

(24) Bausinger/Köstlin 1980, S. 17.

(25) Schütze 1995, S. 107.

(26) Ebd., S. 111.

(27) Vgl. Block/Brosinsky 1950, S.56.

(28) Lehmann 1991, S. 7.

(29) Gehrmann 1959, S. 167.

(30) Vgl. Lehmann 1991.

(31) Vgl. Frantzioch 1987, S. 66.

(33) Vgl. Pommerscher Kreis- und Städtetag 1998, S. 258-267.

(33) Bausinger 1979, S. 155.

Stand: 13.12.2011
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